Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Morgens am Frühstückstisch wird gerecht geteilt. Meine Frau nimmt sich vom Kölner Stadt-Anzeiger den Mantelteil und die Wirtschaftsseiten, während ich Magazin, Kultur und Lokales bekomme. Kuriositäten werden dem anderen jeweils laut vorgelesen und gemeinsam kommentiert.

Heute morgen waren wir uns beim Artikel „Echt ist nur der Glaube“ schnell einig. Ein Wort fiel, welches es auf den Punkt brachte, was wir davon halten: Götzendienst. Anders kann man das, zumindest aus evangelischer Sicht, wohl kaum bezeichnen. Zum Hintergrund. Der Kölner Dom ist, wie im KSTA berichtet wurde, um eine weitere Reliquie reicher geworden. Hinzugekommen ist eine so genannte Blutreliquie. Ein Kunstwerk, welches Pabst Johannes Paul II. gestützt auf seinen Kreuzstab zeigt. Entscheidender Bestandteil ist dabei ein Behälter mit einem Tuch, auf dem sich angeblich ein Tropfen Blut des vorletzten Papsts befindet. Dabei ist es unerheblich, ob sich wirklich um Blut von Karol Józef Wojtyła handelt oder nicht. Was zählt, ist einzig und allein der Glaube.

Wer mit dem christlichen oder jüdischen Glauben vertraut ist, kennt sowohl die Anbetung von Götzen und dem berühmten goldenen Kalb im Buch Mose.

Und sie machten ein Kalb zu der Zeit und brachten dem Götzen Opfer und freuten sich der Werke ihrer Hände.
Psalm 106.19-20

Die zehn Gebote beziehen sich entsprechend auch drauf. Die Bibel, auch in ihren unterschiedlichen Übersetzungen, ist relativ eindeutig hinsichtlich des Bilderverbots:

Du sollst dir kein Götterbild machen […]
Quelle: Elberfelder Bibel, 2.Mose 20

Merkwürdigerweise findet sich das in der Form weder im evangelischen noch im katholischen Katechismus. Aber wie auch immer, streng genommen wäre Reliquie kein Bildnis von Gott. Reliquie sind Bestandteil der Heiligenverehrung in der katholischen Kirche. Das dahinter stehende Prinzip ist mir als Protestant suspekt. Der Glaubenden bedarf keines Vermittlers zwischen ihm und Gott, zumindest nicht nach protestantischen Verständnis.

Die alten Reliquie kann man durchaus als historische Überbleibsel selbst als evangelischer geprägter Mensch tolerieren. Der Dreikönigenschrein im Kölner zum Beispiel ist ganz nett anzuschauen. Für mich wäre er jedoch niemals Gegenstand religiöser Verehrung. Mittlerweile sollte unser Gesellschaft allerdings in der Neuzeit angekommen sein. Ein bisschen Aufklärung verträgt sich durchaus mit dem christlichen Glauben. Einen Stofflappen mit einem Tropfen Blut darauf zu verehren, wirkt nicht nur komisch, es ist komisch.

Natürlich gilt gerade in Köln: „Jede Jeck es anders“ , aber, wenn ich ehrlich bin, trotzdem verstehe ich die Katholiken nicht. Es gibt Menschen. Und es gibt Gott. Dazwischen nichts, nur den einen Sohn (für die Christen).

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