Als Pendler ist man einiges gewohnt. Die Tage im Jahr, an denen alles reibungslos läuft, lassen sich mit zwei Händen abzählen. Eine durchgehend pünktliche Verbindung ist eher selten. Wichtigster Leitsatz für Pendler ist daher nicht ohne Grund „Wer umsteigt, verliert.“ — mindestens Zeit auf jeden Fall, in der er auf den Anschlusszug wartet.
Wer wie ich über viele Jahre bereits pendelt, lernte Geduld und Gleichmut im ÖPNV. Mit lautem Gezeter kommt man auch nicht weiter. Und egal wo und wie oft man sich auch beschwert, es ändert sich zumindest nicht so, wie man es gerne hätte. Solange man noch irgendwie nach Hause oder zur Arbeit kommt, nimmt man es einfach hin, dass die Dauer der Reise eine Unbekannte ist.
Es gibt jedoch Phasen, da häuft es sich mit den Verspätungen und Zugausfällen. Sicher, für die Bergstollen unter dem Essener Hauptbahnhof kann die Bahn nichts. Das Sicherheit in diesem Fall vorgeht, ist auch selbstverständlich. Als Reisende ist es das Mindeste, dafür Verständnis aufzubringen. Weniger gut nachvollziehen lässt sich, nach welchem Schema die Züge fahren beziehungsweise ausfallen.
Wenn man sich die Mühe macht und sucht, stößt man dann auf eine Webseite mit Verkehrsmeldungen aus den Regionen. Darüber kann man sich dann weiter hangeln, bis man in den Tiefen der Seite Informationen zum Fernverkehr findet. Dort heisst es dann deutlich:
Alle planmäßig in Essen Hbf endenden und beginnenden Fernverkehrszüge der ICE-Linie 41 (München – Frankfurt(M) – Essen) abweichend nach Oberhausen Hbf und enden bzw. beginnen in Oberhausen Hbf.
Das betrifft in meinem Fall immer die Rückreise von Essen um 17:53. Der ICE fährt derzeit nicht „in Folge eines instabilen Bergbaustollens“. Soweit, so gut. Warum allerdings mein Zug morgens mittlerweile ohne Geschwindigkeitsbeschränkung den Essener Bahnhof anfährt, ist unklar. Wobei ich eigentlich dankbar sein sollte, dass überhaupt wieder in Essen gehalten wird und ich mir das Umsteigen in Essen bzw. Gelsenkirchen sparen kann.
An dieser Stelle könnte ich das Lamentieren auch einstellen und mich mit dem Schicksal abfinden, ein paar Minuten späte mit dem IC 2213 um 18:00 Uhr nach Köln zu fahren. Freundlicherweise hat der mittlerweile aber auch Verspätung. Irgendwelche Baustellen im Raum Hamburg. Kann man bei 5 bis 10 Minuten noch verstehen. Bei fast 40 Minuten, die ich auf einem kalten Bahnhof gestern verbrachte, hört es jedoch auf.
Auch hier gilt, ich habe für vieles Verständnis. Aber nicht dafür, wenn Verspätung nach Art der Salami scheibchenweise serviert werden. Erst sollten es gestern Abend nur fünf Minuten sein. Dann wurden daraus 10, später 15, dann 20 und so weiter, bis ich 40 Minuten gewartet hatte. Daran wird wohl nicht die Baustelle Schuld sein. Denn in diesem Fall wäre die Verspätung kurz nach der Baustelle bekannt und hätte kommuniziert werden können.
Viel schlimmer als Verspätungen selber finde ich persönlich die mangelhafte Kommunikation und das beständige Gefühl, sich nicht auf die Verspätungen verlassen zu können. Wenn man nämlich glaubt, bei einer Verspätung von 40 Minuten die Zeit woanders verbringen zu können, kann man gleich den nächsten Zug nehmen — sofern er fährt.