Gestern verstarb Nelson Mandela im Alter von 95 Jahren. Ein Mensch, der Südafrika verändert, zu dessen unbestrittenen Erbe es gehört, für die Abschaffung der Apartheit zu stehen. Bis 1990 galt in Südafrika die strikte Trennung der Rassen.
Mandela trat für Freiheit und Gleichheit ein. Was er hinterlässt, ist mehr als eine große Lücke. Sein Traum von Südafrika ist längst ausgeträumt, denn das Land so wie er es sich vermutlich vorgestellt hatte, gibt es nicht. Südafrika hat sich anders als erhofft entwickelt. Armut, korrupte Politiker und der allgemeine Verlust von Moral prägen das Gesicht des Landes derzeit — in seinem Nachruf für den Kölner Stadt-Anzeiger bringt es Peter Pauls gut auf den Punkt.
Mandela selber war längst nur noch ein Schatten seiner selbst. Sein Enkel Mandla, der bereits seit langem die Rechte an der Beerdigung seines Großvaters verkauft haben soll. Genau der Enkel, der in einer Nacht und Nebel Aktion drei verstorbenen Kinder von Mandela hat umbetten lassen. Zur Ruhe gekommen ist Mandela zeit seines Lebens nicht. Am Schluss führte man ihn wie eine Trophäe vor. Ein Maskottchen für das neue Südafrika.
Drei wirklich große Menschen haben mein Bild von Südafrika geprägt, jeder auf seine Weise: Steve Biko, Nelson Mandela und Desmond Tutu. Menschen, die Überlebensgroßes leisten und doch sterblich sind, wie wir immer wieder schmerzhaft feststellen. Man kann um Mandela trauern, sich seiner erinnern. Seiner gedenken aber heisst, nach vorne zu schauen, denn der Kampf für Gerechtigkeit ist längst nicht gewonnen. Weder in Südafrika noch sonst wo auf der Welt.