Es gibt ein paar Dinge, von denen man lieber die Finger lässt. Schwimmen durch den Ärmelkanal, an einem Sonntag durch die Schildergasse in Köln gehen, wenn die Geschäfte geöffnet haben, oder aber zu IKEA an einem Samstag fahren. Letzteres kann man im Gegensatz zu den anderen auf der Liste zwar überleben, besonders angenehm ist es aber nicht. Meine Frau und ich hatten daher gestern Abend spontan die Idee, schnell noch mal neue Küchenstühle zu kaufen. Schließlich, so unser Hintergedanke, hat das unmögliche Möbelhaus ganz vernünftige Öffnungszeiten. Montags bis Donnerstag kann man dort bis 20 Uhr einkaufen.
Zu so später Stunde unter der Woche wird man tatsächlich nicht tot getreten. Es ist im Gegenteil sehr angenehm dort dann einzukaufen. Entsprechend schnell waren wir wieder zu Hause. So motiviert begingen wird den entscheidenden Fehler: „Schatz, lass uns doch mal eben die Stühle zusammen bauen.“ —“Gerne, das haben wir locker in 10 Minuten hinter uns.“
Wir hätten es besser wissen müssen, denn der Teufel steckt oft im Detail. Auch etwas, etwas völlig harmlos wirkt, kann zu einer nervenaufreibenden Herausforderung werden. Der Stuhl, Modell „Jules“ hat nicht besonders viele Schrauben. Wer mal ein komplette PAX-Schrankwand aufgebaut hat, lässt sich bei so was lediglich zu einem müden Lächeln herab.
Die Tücke indes liegt bei Schritt Nummer eins. Der Daumen soll etwas rein drücken. Und zwar fester, als es ein Daumen eigentlich kann. Beherzigt man das nicht, dreht die Schraube in einem späteren Schritt durch. Man hat dann entweder einen wackligen Stuhl oder aber fängt noch mal bei Schritt 1 an. Und fängt noch bei Schritt 1 an. Und fängt dann noch mal bei Schritt 1 an. Nach etwa einer Stunde steht der Stuhl noch immer nicht, aber man (in dem Fall ich) ist kurz davor, ihn durch die geschlossene Balkontür nach draußen zu werfen.
Da ich ein geduldiger Mensch bin, gestählt durch Erfahrungen mit „Kunden aus der Hölle“ behielt ich die Nerven und nahm einen weiteren Anlauf. Etwas UHU patafix bewirkt Wundern. Damit kann man auch schrauben darin hindern, durchzudrehen, was einem daher selbiges ebenfalls erspart. Den ersten Stuhl konnten wir auf diese Weise dann bombenfest fertig schrauben. Bei zweiten gab es dann ein Problem mit lustigen Rumänen (die Beine kommen aus dem dazu gehörenden Land). Der hatte den Pfeil für die Richtung, in dem das zweite Paar angebracht werden musste, falsch aufgeklebt. So was merkt man auch nur innerhalb von 15 Minuten, wenn man es direkt mit einem weiteren Stuhl vergleichen kann — es lohnt sich entsprechend, immer zwei zu kaufen.
Das Ende vom Lied: Deutlich später als „mal eben“ standen die Stühle an ihrem neuen Platz in der Küche und mir war die Lust, mich jemals darauf zu setzen, vergangen. Möglicherweise hing das auch mit dem fehlenden Vertrauen in die eigene handwerkliche Kompetenz zusammen. Ab einem gewissen Punkt hinterfragt man schließlich alles. Heute Morgen dann, nach einer Nacht darüber schlafen folgte dann doch die erste Stuhlprobe. Man sitzt wirklich besser darauf als auf den bisherigen Stühlen in unserer Küche.
So, und jetzt gehen wir mal eben für das Abendessen einkaufen.