Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Das letzte Novemberwochenende steht vor der Tür, kommenden Montag öffnen bereits die Weihnachtsmärkte (zumindest die in Köln). Zeit, sich Gedanken um Essen in der Adventszeit zu machen. Einer der Klassiker ist der Stollen. Kenner wissen wie viel Erfahrung es erfordert, einen vernünftigen Stollen hin zu bekommen.

Genau das gilt auch für einen ganz anderen Stollen in Essen. Einen, der zufällig bei Bauarbeiten gefunden wurde und welcher unter dem Essener Hauptbahnhof verläuft. Bei diesem Bergbaustollen soll es sich um einen handeln, der illegal in der Nachkriegszeit angelegt wurde. Bisher war er laut Bergbauamt in keiner Grubenkarte dokumentiert. Wie dem auch sei, der Stollen ist beziehungsweise war, wenn die Befüllung mit Beton erfolgreich abgeschlossen ist, einsturzgefährdet. Die Auswirkungen konnte ich gestern bis nach Köln spüren.

Wie alles gibt es auch dazu eine Vorgeschichte. Am Mittwoch Abend, in den wohlverdienten Feierabend gehend, wunderten ein Kollege und ich uns über den extrem langen Stau in Essen-Rüttenscheid, der sich die ganze Franziskastraße entlang zu ziehen schien. Wir witzelten noch über eine mögliche Bombenentschärfung.

Etwas mehr als 12 Stunden später hatte ich bereits meine Schuhe an und wollte gerade zur Jacke greifen, um daraufhin dann die heimische Wohnung zu verlassen, als es Pling (der Ton ist wirklich so an meinem iPhone eingestellt) machte. Eine Nachricht von einem anderen Kollegen mit dem Hinweis, doch mal nach meinen Zügen zu sehen. Eventuell gäbe es da ein Problem. Das gab es tatsächlich, denn keiner wollte mehr in Essen halten. Das ist etwas unpraktisch, wenn genau dorthin muss, um ins Büro zu kommen. Zwar sag ich bei einem zusätzlichen Homeoffice Tag nie nein (ich kann zu Hause ehedem deutlich konzentriert und effektiver arbeiten), aber es brauchte etwas meinen Tagesablauf durcheinander. Keine Zugfahrt nach Essen bedeutet auch, keine Zeit zum schreiben zu haben. Im NaNoWriMo-November eher ungünstig, vor allem, wenn man kurz vor dem Ziel ist.

Das ist allerdings jammern auf hohem Niveau, denn ich hätte auch irgendwo am Rande des Ruhrgebiets festsitzen können. Mit viel Zeit zum schreiben aber keiner Ahnung, wann ich im Büro oder zu Hause ankommen werde.

Kommen wir noch mal zurück zum Stollen (den unter der Erde, nicht den aus dem Backofen). Wer im Ruhrgebiet wohnt, ist häufig mit dem Thema „Bergbauschäden“ schon mal in Kontakt geraten. Es zieht sich durch die Geschichte der Steinkohleförderung wie die Risse in den Häusern. Als unbedarfter Bürger macht man sich keine Vorstellung darüber, wie riesige die Stollen wirklich sind. Das sind nicht nur ein paar hundert Meter, sondern Kilometer. Ein gigantischer Ameisenbau unter unseren Füßen. Je länger man darüber nachdenkt, um so intensiver wird das flaue Gefühl im Magen. Wobei das im meinem Fall gerade auch auf einem ziemlich miesen Stolen vom Discounter zurück zu führen ist.

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