Von allen guten und bösen Geistern verlassen

E-Mails haben den Vorteil, nicht merkwürdig zu riechen wenn man sie längere Zeit unbeantwortet im Posteingangsfach liegen lässt. Andernfalls würde bereits ein merkwürdiger Geruch durch mein Arbeitszimmer wehen. Die älteste unbeantwortete E-Mail stammt von vor neun Tagen — ziemlich untypisch für mich, was vor allem auch dran liegt, dass E-Mails für mich ein Stück weit auch unerledigte Aufgaben sind.

Bis ich alles abgearbeitet habe, wird es wohl auch noch etwas dauern, denn der NaNoWriMo hat mich voll im Griff. Die ersten zwei Tagen sind gut gelaufen, wenn auch nicht optimal. Mein jeweiliges Tagesziel habe ich erreicht, allerdings leider nicht mehr. Statt wie im letzten Jahr bei 2.400 Wörter am Tag liegt mein Schnitt derzeit bei 1.900 Wörtern. Das ist besonders deshalb verdammt wenig, wenn man sich das Ziel vor Augen führt. Das Stufendiagramm umfasst derzeit 60 Szenen. Für jede will ich mindestens 1.670 Wörter schreiben (wo viel Masse ist, kann man später besser die brauchbaren Teile herausschälen). Das macht dann, nach Adam Riese 100.200 Wörter. Anders gesagt das doppelte der NaNoWriMo-Distanz.

Mir ist jetzt schon, am Vormittag des dritten Tages klar, dass ich dies nicht alles im November schaffen werde. Sicher, es Menschen im NaNoWriMo-Forum, die heute ihre 50.000 Wörter erreichen werden. Komischerweise habe ich aber nicht nur ein Leben drum herum, sondern koche auch mein Essen selber und putze das Badezimmer — und vieles mehr. Auch wenn ich weiss, nur einen ersten Entwurf zu schreiben, bedeutet dies noch lange nicht, am Ende alles wegwerfen zu müssen.

Wenn jemand wirklich 50.000 Wörter in drei Tagen schafft, Respekt. Auf ein Jahr gerechnet würde man damit mindestens 24 Bücher schaffen. Wenn man die alle auch noch veröffentlicht, wäre man der Welt bester Bestsellerautor und gehörig reich. Oder eben nicht. Wenn ich an dieser Stelle etwas lästerlich wirke, liegt das an der Ermutigung für mich selber, die ich daraus ziehe. Jeder schreibt in seinem Tempo und ich eben in meinem.

Dafür gehöre ich vermutlich zu der deutlich kleineren Gruppe von NaNoWriMo-Schreibern, die bereits das Ende ihres Romans kennen. Nicht nur grob, sondern ziemlich genau. Vorbereitung kann auch Vorteile haben.

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