Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Streaming Video ist an sich eine schöne Sache. Zu einem monatlichen Festpreis aus einem riesigen Angebot jederzeit auswählen zu können, ohne das heimische Sofa dabei verlassen zu müssen. Betreiber der letzten noch überlebenden Videotheken werden das naturgemäß anders sehen. Aber so ist das nur mal. Evolution fordert auch Opfer.

Wobei das mit den Opfern so eine Sache ist. Die sollten sich nämlich nicht unter den Kunden befinden, die man versucht für sich zu gewinnen. Streaming Video macht nur dann Spaß, wenn es funktioniert. Und funktionieren bedeutet in diesem Fall vor allem zuverlässiges funktionieren. Natürlich können Fehler und Pannen passieren. Wenn das aber gehäuft auftritt, sieht es weniger nach Zufall denn nach einem Systemfehler aufs.

Vor einigen Monaten haben meine Frau und ich uns ganz bewusst für Watchever entschieden. Das Angebot ist ordentlich, es gibt für iOS eine hervorragende App und zudem ist Wachtever auch auf dem Apple TV verfügbar. Bisher waren wir eigentlich mit Watchever zufrieden. Die letzten zurückliegen Wochen führten jedoch dazu, dass wir unsere Entscheidung in Frage stellen.

Immer häufiger gibt es Aussetzer beim streamen der Filme. Gelegentliche Aussetzer wäre vielleicht noch gerade in einem Bereich, den man rund um das Wochenende nachvollziehen könnte. Es sind aber mittlerweile so massive Aussetzer, dass man von Filmgenuss nicht mehr sprechen kann. Gestern Abend zum Beispiel. Torchwood, Stafel 2, Folge 1. Eine Minute sehen, 20 Sekunden warten. 30 Sekunden sehen, 40 Sekunden warten. Dann läuft der Film fünf Minuten weiter um anschließen für über eine Minute eine Pause einzulegen. Das ging so weit, dass wir nach der Folge kapitulierten. Wenn man auf über Minuten Wartezeit kommt, kann man eigentlich schon fast normales Fernsehen auf einem Privatsender sehen. Da gibt es zwar Werbung, aber keine Aussetzer, bei denen man nicht weiß, wie lange sie dauern und ob der Film nachher an der richtigen Stelle weiter geht oder einige Sekunden einfach übersprungen werden.

Anfangs hatte wir noch die Telekom im Verdacht, die möglicherweise für das Leitungsproblem verantwortlich ist. Allerdings mehren sich auch die Stimmen von Nutzern, die bei völlig anderen Internetanbietern sind. Twitter ist da ein schöner Kanal um zu sehen, wer alles gleichzeitig mitleidet — auch eine Möglichkeit, ein Gemeinschaftserlebnis zu schaffen.

Wenn ich bedenke, dass wir einen VDSL 50 Anschluss haben und Watchever nur reintröpfelt, könnte ich an die Decke gehen. Deutlich zu merken ist auch die schlechte Bildqualität. Filme, die eigentlich HD sein sollte, werden auf etwas runtergebrochen, was noch unter der Qualität der normalen Auflösung liegt. Bei Youtube wurde man für solch schlechtes Bild wahrscheinlich gesteinigt.

Sofern Watchever wirklich, wie ich vermute, erheblich Probleme mit seinen Leitungen und den hauseigenen Servern hat, verstehe ich nicht, wie so zur Hölle sie derzeit so massive um neue Kunden werben. In der U-Bahn grinst mich Till Schweiger an, für iOS-Nutzer gibt es derzeit ein Angebot, drei Monate zu Preis von einem zu bekommen. Ich als Anbieter würde vor solchen Aktionen erstmal versuchen, meine Bestandskunde zufrieden zu stellen. Wie heisst es so schön: Neukunden zu gewinnen ist bis zu fünf Mal teurer als Bestandskunden zu halten.

Ein weitere Punkt ist die Kundenkommunikation bei Watchever. Social Media Kanäle werden nur sporadisch bedient. Zeitnahes reagieren bei Problemen findet nicht statt. Über das Wochenende hat das Twitter-Team (sofern es eins gib) bei Watchever anscheinend Funkpause. Wenn man Kunden motivieren möchte zu kündigen, ist das jedenfalls die richtige Strategie. Einfach den Kopf in den Sand stecken und sich tot stellen, wenn es Beschwerden hagelt.

Das Logo von Watchever lässt sich auch anders verstehen. Ein Mädchen, welches kapitulierenden die Arme steckt. Ob Streaming zuverlässig funktioniert, steht in den Sternen.

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