Gestern ging die Huffington Post Deutschland an den Start. Mit viel Wirbel und auch viel begleitender Kritik, was wohl nicht anders zu erwarten war. Wie schon beim amerikanischen Original will man mit einer Kostenlos-Kultur und schlauen Algorithmen den Markt umkrempeln.
Kann man mal versuchen, aber die Trägheit der deutschsprachigen Leserschaft sollte man dabei nicht unterschätzen. Ankündigungen mit viel Schaumschlägerei zu betreiben, gehört wohl zum Geschäftsmodell. Wobei die Übertreibung auch bei Kritikern nicht von der Hand zu weisen ist.
Der Huffington Post eilt ein Ruf voraus. Der beinhaltet auch, mit einer kleinen festangestellten Kernmannschaft und vielen kostenlos Schreibenden ihre Inhalte zu erstellen. Argumentiert wird damit, dass man schließlich Aufmerksamkeit und Ruhm bekommt. So ungefähr lauten auch die Versprechungen der Kirche, wenn man für Gottes Lohn tätig wird. Die Belohnung gibt es dann nach dem Leben. Ob sich jemand darauf einlässt oder nicht, entscheidet der Betreffende für sich selber.
Mir stellt sich die Frage erst gar nicht, denn selbstverständlich hat man bei der Huffington Post nur Personen eingeladen mitzuarbeiten, die bereits über eine gewisse Reichweite verfügen. Leute wie ich oder Lieschen Müller sind da völlig unerheblich.
Geschäftsmodell, Hintergründe und ähnliches wird an anderer Stelle ausführlich diskutiert. Zum Beispiel bei tagesschau-online oder dem Kölner Stadt-Anzeiger. Auch der eine oder andere Blogger, den die Huffington Post für sich gewinnen konnte, äußert sich dazu wie Stefan Evertz.
Ganz persönlich werde ich erstmal das machen, was ich bei neuen Dingen häufig mache: abwarten und Tee trinken (neuerdings wieder eine englische Mischung mit Milch).
In der Zwischenzeit können sich andere vielleicht auch mal Gedanken über Aspekte machen, die bei der Huffington Post nicht so im Focus lagen. Insbesondere bei Grafikdesign hatte man den Igel in der Tasche. Oder das zur Verfügung stehende Geld hat möglicherweise nicht für anständiges Grafikdesign gereicht bzw. gab keinen Grafiker, der für lau seine Dienste zur Verfügung stellen wollte.
Die Startseite der Huffington Post ist eine optische Zumutung – zumindest auf Desktop-Browsern. Auf dem Smartphone geht schon eher in Richtung Lesbarkeit. Spannend ist auch das Thema Datenschutz. Ohne Browserzusatz sollte man sich nicht auf die Webseiten wagen.
Auf der Cookie Liste der Huffington Post werden über 100 Cookies geführt, die bei einem Besuch der Webseite auf dem eigenen Rechner gespeichert werden können. Das ist, mit Verlaub, reichlich. Andererseits, wenn man alles kostenlos Anbieten will, muss irgendwo das Geld her kommen. Fragt sich nur, wo es hin fliesst.