Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Gestern Abend beim ersten Kölner IronBlogger-Treffen wurde auch das Thema Motivation angeschnitten. Also das, was einen dazu bringt, zu schreiben. Einigen fällt es leicht zu schreiben, andere wiederum müssen mit sich kämpfen. Gerade die Verpflichtung, als IronBlogger zumindest einmal pro Woche zu Scheiben scheint dabei zu helfen.

Für jemanden wie mich, der täglich schreibt, ist das im Nachgang noch mal Anlass, den Prozess etwas zu reflektieren. Ein Geheimrezept, wie man dazu kommt, täglich einen Blogartikel zu schreiben, gibt es nicht. Die Wahl des richtigen Themengebietes für den eigenen Blog spielt allerdings eine nicht unwichtige Rolle. Als Feld-Wald-und-Wiesen-Blogger, der quer über alle Themen schreibt, kann ich theoretisch jedes am Wegrand liegende Thema aufgreifen und verarbeiten.

Es gibt unabhängig vom Thema zumindest aus meiner Sicht ein paar Dinge, die einem beim schreiben helfen können. Disziplin ist eine der wichtigsten Zutaten. Sie sorgt auch dafür, dass man schreibt, selbst wenn einem gerade der Kopf droht abzufallen. Viel Tipps, die allgemein fürs schreiben bzw. schreiben von Romanen gelten, lassen sich auch auf das bloggen anwenden.

Die innere Kritiker ist für jeden ein gefährlicher Begleiter. Er verhindert nicht selten ganze Blogeinträge. Man muss sich etwas mehr Mut angewöhnen. Blogs sind eigentlich ein schnelllebiges Medium. Man kann tiefschürfende Artikel verfassen – aber eben auch schnell mal die Tasten schwingen um das festzuhalten, was einen gerade bewegt. Kein Mensch ist perfekt, daher sollte man sich ruhig etwas mehr trauen. Einfach mal drauflos schreiben. Wie heisst es so schön: Ein leere Blatt kann man nicht überarbeiten. Das gilt auch für elektronisch verfasste Texte.

Kleine Ziele und Routine. Routine ist für mich zum Begleiter der Disziplin geworden. Dadurch das ich täglich schreibe, fällt es mir auch leichter. Eine besondere Schreibstimmung ist nicht mehr notwendig. Sich selbst kleine Ziele zu setzen heisst, zu überlegen, wie lange man für wie viel Wörter benötigt. Viele Schreibprogramme und auch WordPress selber als Blogplattformen haben einen Wortzähler. Der Blick drauf kann eine ähnliche Wirkung auf den Schreibenden haben wie die Stoppuhr beim Jogger. Mein persönliches Tagesziel ist es, rund 400 Wörter für den Blog zusammenhängend zu schreiben. Je nach dem, worüber ich schreibe, benötige ich dafür mal mehr, mal weniger Zeit. Im Durchschnitt sind es etwa 25 Minuten.

Zeit einplanen. Sich selber Freiräume zum schreiben zu schaffen, ist enorm wichtig. Wenn man weiss, wie lange man für ein bestimmtes Wortziel benötigt, kann man das in seinem Tagesablauf einplanen. Ohne geht es nicht. Spontanität bedeutet in diesem Zusammenhang die Entscheidung für ein bestimmtes Thema, nicht aber für den Zeitpunkt, wann man darüber schreibt.

Vorräte für schlechte Tage. Man sollte sich nichts vormachen, es gibt sie, die Tage, an denen einem wirklich nichts einfällt, worüber man schreiben könnte. Der Trick, um dennoch zu schreiben besteht darin, sich an den guten Tagen einen Vorrat zu schaffen. Ideen aufschreiben, sammeln, eventuell schon mal bei Leerlauf Recherchematerial zufügen.

Die Schreibblockade. Die Angst vor ihr ist bereits ein Teil ihrer schäbigen Wirkung. Wenn man von ihr komplett befallen ist, hilft es, ihr auf den Grund zu gehen. Und das macht man am besten nicht mit hängenden Schultern auf dem Sofa, sondern schreiben — wobei der Text natürlich nicht das Licht der Öffentlichkeit erblicken muss. In dem man versucht, sein derzeitiges Problem zu fassen, macht man bereits das wichtigste: man schreibt. Wenn die Finger über die Tastatur fliegen, fließen die Gedanken von alleine. Irgendwann stellt man dann fest, wie sich die Blockade einfach gelöst hat. Man löscht dann den oberen Teil des Geschriebenen und kann den unteren als Grundlage für einen Blogartikel verwenden.

Offen Ohren, offene Augen. Wer bewusst seine Umwelt wahrnimmt, bekommt einen steigen Strom von Ideen, über was er schreiben kann. Zugegeben, bei einem Feld-Wald-und-Wiesen-Blog ist das auf Grund seiner Natur erheblich einfacher. Wenn man ein festes Thema für seinen Blog hat aber merkt, wie selten man schreibt, hilft daher nur die Kernfrage: Ist das wirklich mein Thema oder wäre es nicht besser, über etwas anderes zu schreiben?

Austausch. Schreiben muss man zwar selber, aber darüber mit anderen reden hilft. Auch deshalb, weil man feststellt, dass andere ähnliche Probleme haben. Aus dieser Perspektive sind Gruppen wie die IronBlogger eine echte Bereicherung.

4 Kommentare

  1. Stimmt! Stimmt! Stimmt! Stimmt! Alles richtige und wichtige Tipps und ja, die Feld-Wald-und-Wiesen-Blogger haben es deutlich einfacher. Nur ohne offene Augen und Ohren geht es nun wirklich nicht, wo sollen sonst die Themen herkommen? Viel schwerer fällt es Nebenbei-Bloggern wie mir, die nötige Zeit fürs Bloggen freizuschaufeln. Da ich ein Schnellschreiber bin, geht es, aber ich habe schon so manche Stunde Nachtschlaf drangegeben. Ein Tipp kommt noch hinzu. Bloggen, bloggen, bloggen. Spätestens nach ein paar Monaten fällt einem nämlich bei jeder Beobachtung ein, dass man dazu bloggen könnte. Man konditioniert sich sozusagen selbst auf die Themenfindung.

  2. Aus meiner Erfahrung ist das Wichtigste, ob bei Romanen oder Blogs, tatsächlich anzufangen. Viele Ideen schleppt man zu lange mit sich herum oder sucht zu lange nach ihnen. Meistens hilft, sich einfach an den Computer zu setzen. Irgendein berühmter Schriftsteller schilderte einmal sein Rezept: „Jeden Tag eine Zeile.“ Hab ich zuerst nicht verstanden, bis ich erkannte, dass nach dieser ersten Zeile meistens eine zweite, dritte und so weiter folgt.

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