Das letzte Stück der 5. Etappe des Kölnpfads, den ich gestern lief, brachte nicht auf die berüchtigte Schäl Sick. An der U-Bahn Haltestelle Wiener Platz dauerte es etwas, bis ich den Grund meiner Irritation erkannte. Entgegen der allgemeinen Vermutung war es dort verblüffend sauber. Keine Spur von Zigarettenstummeln im Gleisbett. Zurück auf der linksrheinischen Seite, an der Haltestelle „Geldernstr./Parkgürtel“ in Nippes. Dort sieht das ganz anders aus. Von Aufenthaltsqualität auf dem Bahnsteig braucht man hier nicht zu reden. Das dort angrenzende „Problemviertel“ ist die autofreie Siedlung.
Wieder einmal lernt man draus, mit seinen Vorurteilen etwas vorsichtiger zu sein. Kehren wir noch mal zurück auf die rechtsrheinische Seite. Klar ist, dass es dort tatsächlich wenig charmante Flecken gibt. Einer davon ist der Fußgängertunnel am Deutzer Bahnhof. Wer Köln kennt, weiss um die vielen historischen Fundstellen. Man ist in Köln stolz auf sein geschichtliches Erbe. Orangefarben Fliesen aus den 80er Jahren des vergangen Jahrhunderts mit der besonderen Eigenschaft „tothässlich“ gehören jedoch nicht dazu.
Insofern kann man ganz froh darüber sein, wenn diese sich ihres eigene Aussehende schämend von alleine den ihnen zugewiesenen Platz verlassen. Nackter Putz sieht allemal besser aus – was aber leider nicht für die von den herabfallenden Fliesen hinterlassenen Lücken gilt. Was Köln insgesamt an Schönheit fehlt, trinken sich die Einwohner mit dem hiesigen Bier schön. Das hässliche Entlein am Rhein hat ein großes „Kölsch Hätz“ – und wahre Schönheit kommt halt von innen.
Messebesucher, die nur temporär in der Domstadt weilen, fehlt es mitunter an Zeit und Gelegenheit, die schönen Seiten von Köln zu entdecken. Daher erscheint es nicht verwegen, sich für sie von der besten Seite zu zeigen. Oder anders gesagt, sich bisschen aufzuhübschen wenn man sich als Messestadt anbietet, schadet nicht. So dachte dann wohl auch der Messechef Gerald Böse, als er in guter Absicht und mit dem Segen der Stadt auf eigene Kosten die schadhaften Stellen im Tunnel mit Gipsputz und Farbe ausbessern ließ.
Besser etwas Kosmetik als weiterhin noch Jahre darauf zu warten, dass in der Stadt endlich eine Entscheidung zur vollständigen Renovierung fällt. Dafür fiel dann etwas anders, nämlich Böse in den Rücken. Bezirksbürgermeister Andreas Hupke von den Grünen kritisierte die Aktion als überflüssig, da damit lediglich die Probleme übertüncht würden. Das ist, gelinde gesagt, eine sehr merkwürdige Haltung. Andere hätten sich über so viel Eigeninitiative gefreut.
Die Stadt Köln indes reagiert bereits im März auf ihre Weise und beschloss, wie der Kölner Stadt-Anzeiger am vergangenen Freitag berichtete, für 30.000 Euro einen Architektenwettbewerb zu veranstalten. Für das Geld hätte Böse vermutlich den ganzen Rest instand setzen lassen können.