Eine ganz andere Möglichkeit, den Kölnpfad für sich zu entdecken ist das Erwandern von Wahlergebnisse. Heute waren es die Grünen mit 11 Kilometern. Anders gesagt ging es heute um die 4. Etappe.
Startpunkt diesmal der S-Bahnhof in Worringen. Einer der Orte, bei denen man das Gefühl hat, ganz schnell wieder weg zu wollen. Sogar in die Bahn nach Düsseldorf würde man einsteigen. Und das heisst schon was. Nach ein paar hundert Meter änderte sich nicht nur dieses Gefühl, sondern auch alles andere. Der Worringer Bruch. Ein großes Wow-Erlebnis, welches sich bis zum Ende in Merkenich halten sollte.
Die Beschreibung der 3. Etappe als „naher Niederrhein“ hatte ich Anfang des Monats kritisiert. Niederrhein sieht anders aus. Nämlich so, wie auf der 4. Etappe. Die Strecke gehört zwar zu einer der kürzeren auf dem Kölnpfad, hat sich aber bereits eine Top-Position in unseren Herzen erworben. Die Eindrücke unterwegs erinnerten mich sehr stark an meine Kindheit. Ländlichkeit, Felder, Bauernhöfe und viel Walnussbäume unterwegs. Getrocknete zerrieben Blätter katapultierten mich mit ihrem Geruch mit einem Mal 24 Jahre in die Vergangenheit zurück.
Wenn ich mir morgen früh für mein Müsli einen Apfel klein schneide, werde ich auch noch gut in Erinnerung haben, wo ich ihn vom Baum gepflückt habe. Öffentlich Obstbäume zur Selbstbedienung. Auch ein Stück Köln,genau so wie die Felder mit den Sonnenblumen. Die selbstverständlich auch zu den Grünen passen.
Über den Deich führte der Pfad weiter entlang des Naturschutzgebiets „Rheinaue“. Impression unterwegs wie weiter stromabwärts in Wesel und Xanten. An der Autofähre in Langel machten wir etwas länger Halt, um ausgiebig Fotos zu schießen. Der Fleck Erde dort entschädigt für die gesamte Etappe 3.
Es mag Menschen geben, die das in Langel genauso öde finden wie in Pesch und Esch. Für mich liegen da Welten zwischen. Der Rhein, so nah, ist einfach wundervoll. Unterwegs stößt man jedoch permanent auf die andere Seite des Flusses, auf seine Schrecken. Den die 4. Etappe führt einen auch entlang des Hochwasserschutzgebietes. Teile der Strecke liegen in jenem Bereich, der bewusst für die Überflutung eingeplant ist.
Rheinkassel ist einer jener Orte, in die ich mich sofort verlieben könnte. Sie sind auf der einen Seite niederrheinisch-ländlich, auf der anderen Seite ist Köln wiederum nur einen Katzensprung entfernt. Ok, es müsste ein sehr große Katze sein.
Mit dem immer noch in meiner Jacke hängen Geruch von Walnusslaub und einem Berg voller Zuckermais, den wir unterwegs beim Bauern legal erworben haben, leben ich mich entspannt zurück. Egal was in zwei Stunden passiert, ich bin die Ruhe selber – und diese Etappe vom Kölnpfad werden wir sicher mehrfach laufen.