Nicht das Jahr geht morgen zu Ende, sondern einer der kürzesten Bundestagswahlkämpfe. Bedingt durch die Sommerferien fühlte es sich gerade mal wie vier Wochen an.
Das schlimmste dabei ist das Gefühl zu wissen, morgen um 18 Uhr ist längst nicht alles vorbei. Die Vorahnung, keinen klaren Sieger zu sehen. Die Befürchtung einer großen Koalition mit Sigmar Gabriel als Vizekanzler, wie es in der Presse bereits kolportiert wurde.
Für die SPD, und davon bin ich nach wie vor überzeugt, wäre eine große Koalition Gift. Die Stimmung an der Basis ist deutlich. Lieber auf Macht verzichten als Glaubwürdigkeit zu verspielen. Über ein Bündnis mit der Union kann auf keinem Fall im kleinen Kreis entschieden werden. Das einzig mögliche wäre ein Mitgliederentscheid. Nur wenn die Basis mehrheitlich eine große Koalition mittragen würde, hätte es so etwas wie Akzeptanz.
Das Steinbrück für eine große Koalition nicht zu Verfügung stehen will, hat nichts mit „King of Kotelett“ zu tun. Es ist eine Haltung, eine klare Ansage. Gerüchten zu Folge soll es noch Menschen geben, die so was zu schätzen wissen. Ich für meinen Teil gehöre dazu. „Hier stehe ich und kann nicht anders!“, soll Martin Luther der Legende nach gesagt haben. Dafür wurde und wird er von vielen bewundert. Luther hatte einen Standpunkt. Man muss nicht Steinbrück mit Luther vergleichen – es ist nur so, dass es verwundert, warum es verwerflich sein soll, wenn man eine Überzeugung hat. Das Beste für Deutschland ist eben nicht eine große Koalition, sondern etwas anderes. Wer morgen wählt, kann entscheiden, was das sein wird, denn es auf jede Stimme an.
Aber egal, was jemand morgen wählt – er tut es wenigstens. Und das, obwohl immer mehr Menschen meinen, es wäre schick, nicht wählen zu gehen. Damit erreicht man gar nichts.