Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Mehr Spaß mit einem Bundesland weniger

Der erste Gedanken gestern Abend um Punkt 18 Uhr bei der Präsentation der ersten Hochrechnung bei der ARD: 15 Bundesländer sind auch ganz nett. Als Preuße sollte man sich gar nicht erst die Mühe machen zu versuchen, die Bayern zu verstehen. Man ist quasi genetisch dazu gar nicht in der Lage.
Nach vier Jahren Bedenkzeit schaffte es die CSU wieder zur absoluten Mehrheit. Mit rund 48 Prozent kann sie künftig, wie es schon Tradition ist, alleine in Bayern herrschen. Auf die FDP ist sie in der kommenden Legislaturperiode nicht angewiesen. Das wäre auch ansonsten etwas schwer, denn der ehemalige Koalitionspartner hat es diesmal nicht ins Maximilianeum geschafft. Mit gerade mal 3,3 Prozent sind die Liberalen deutlich an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert. Vorbei der Traum. Ein Absturz von 8 Prozent in die Täler der Bedeutungslosigkeit. So ist das in Bayern. Es gibt Gipfelstürmer und die Fußkranken, die man zurücklässt – und manchmal ihrem eigenen Schicksal überlässt.

Ein sehr blasser Parteivorsitzender der FDP verkündet bei der ersten Fernsehübertragung nach der Wahl dann „Jetzt erst recht“. Der Endspurt für die Liberalen hat wohl begonnen. Anderswo nennt man das auch Zweitstimmenprostitution. Scharenweise wird man diese Woche Parteimitglieder und Kandidaten sehen, wie sie mit mitleidsvoller Mine um jede Stimme betteln. Das eine Partei ernsthaft wie in Bonn Abkommen mit der örtlichen CDU unterzeichnet, um im Tausch gegen Erststimmen Zweitstimmen zu bekommen, kann man schon als erbärmlich bezeichnen.

Offiziell aus Berlin abgesegnet von der CDU-Parteivositzenden ist so was freilich nicht. Die Ansage von Frau Merkel beim Wahlduell konnte eindeutiger nicht sein. Beide Stimmen für die CDU. Das ist wohl auch in Bayern entsprechend aufgefasst worden. Die ganze Hoffnung der FDP ruht jetzt auf Köln. Dort hatte man bei der Stadtverwaltung die geniale Idee, zumindest die CDU-Briefwähler aus dem Dilemma, wem sie denn nun ihre Zweitstimmen geben sollen, zu befreien. Man verschickte einfach die Unterlagen doppelt. Beide Stimmen für die CDU auf dem ersten Wahlzettel, beim zweiten kann man dann mal Mitleid zeigen. Aber im Ernst, Sorgfalt sieht anders aus. Es sei denn, hier wurde bewusst geschlampt, um nach der Wahl die Chance zu haben, die Rechtmäßigkeit selbiger anzuzweifeln.

Neben den 4,2 Prozent Stimmengewinn bei der CSU kann sich auch die SPD in Bayern über einen Zuwachs freuen. Wo bei die knapp 3 Prozent Zuwachs pessimistisch gesehen eher ein Achtungserfolg für den Spitzenkandidaten Christian Ude gewesen sein dürfte. Die spannendste Frage nach der Wahl in Bayern dürfte überhaupt die sein, was sich daraus für die Bundestagswahl nächsten Sonntag ablesen lässt. Für die FDP dürfte es knapp werden. Bei der SPD ist es ein zittern und bangen. Als Genosse weiss man schon gar nicht mehr, was man hoffen sollen. Fliegt die FDP raus und reicht es nicht für rot-grün, wird schwarz-rot gespielt. Schafft es die FDP, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die bisherige Koalition fortgesetzt werden kann.

Man sollte nicht den Teufel an die Wand malen, aber realistisch bleiben schützt vor zu großen Enttäuschungen. Am liebsten würde man der bisherigen Bundesregierung mit einer eindeutigen Geste zeigen, was man von ihr hält.

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