Mit dem Obst ist es bei mir so eine Sache. Den meisten Sorten kann ich in ihrer natürlichen Form nichts abgewinnen. Möglicherweise gibt es dafür sogar eine Erklärung.
Menschen, die einer Hausschlachtung beigewohnt haben, sind mitunter für ihr Leben traumatisiert und essen nie wieder Fleisch. Nehme ich das als Maßstab, würde sich in Bezug auf Obst einiges, wenn nicht sogar alles, erklären. Wir hatten früher zu Hause nicht nur zahlreiche Obstbäume, Sträucher und all so ein Gedöns, ich musste auch mit ansehen, was daraus gemacht wurde. Niemals vergesse, wie Kirschen entsteint werden, um anschließen auf brutalste Art und Weise eingekocht zu werden. Wer hätte dabei nicht Mitleid mit dem Obst. Der Geruch von auf dem Rasen faulenden Pflaumen, umkreist von Wespen, hat mich als Kind auch verstört. Das Einzige, was ich an Pflaumen mochte, war das weiße Innere der Kerne. Vergessen wir einfach dabei, warum die so schön nach Marzipan schmecken – auch wenn das möglicherweise ein wichtiger Hinweis auf meinen späteren Werdegang enthalten könnte.
Stachelbeeren sorgten, egal in welcher Form der Verarbeitung, bei mir für einen Brechreiz. Mit Obstsalat und Tortenböden, die mit dem, was der Garten so her gab belegt waren, konnte man mich schlimmer bestrafen als mit allen anderen Sachen. Gegessen wird, was auf den Tisch kommt, hieß es immer. Zu meinem Glück galt die Regel nicht für Nachtisch oder Kuchen – vermutlich erlag meine Verwandtschaft dem Glauben, süßes Zeug wäre für jedes Kind eine Belohnung und ich würde mich durch meinen Verzicht quasi selber um mein Glück bringen.
Auch wenn sich in meinem bisherigen Leben einiges verändert hat, ich zum Beispiel Oliven mittlerweile gerne essen und auch Tomaten etwas abgewinnen kann, so ist meine Haltung gegenüber Obst unverändert. Für mich muss niemand Vitamine in die Schokolade machen, Gemüse reicht mir vollkommen. Oder anders formuliert: Gemüse ist mein Obst
So ganz reicht das vermutlich nicht aus. Ob real oder eingebildet, ohne Obst leidet man auf Dauer an einem Mangel. Man fühlt sich blässlich, die Wangen fallen ein, das Leben an sich ist grau und trostlos. Suggeriert die Werbung. Und Menschen, die gerne Obst essen. Wer Obst nicht mag, ist ein Sonderling. Einen der größten Erfindungen der modernen Lebensmittelchemie sind für mich die Smoothies. Um seine Form beraubtes Obst, der gepresste Saft verschiedenen Sorten so fein abgestimmt, dass es selbst mir schmeckt.
Allerdings gibt es bei den Smoothies aus dem Kühlregal enorme Unterschiede, die sich nicht nur im Preis ausdrücken. Die Zutatenliste ist ein Kriterium, um die richtige Auswahl zu treffen. Wobei der erste Schluck immer entscheidet, ob einem der jeweilige Smoothie wirklich schmeckt. Nach vielen Versuchen haben ich mittlerweile meine Lieblingsmarke gefunden. Ohne dafür jetzt in besondere Form entlohnt zu werden: mir schmecken die Smoothies von innocent am besten.
Der Hersteller schreibt nicht nur genau auf die Verpackung, was darin enthalten ist, sondern beeindruckt auch mit einer charmanten, abwechslungsreichen Werbeprosa. Heute stand folgendes auf meiner Flasche:
Wir schützen unsere Smoothies vor allem, was ihnen gefährlich werden könnte. Wir passen auf, das sie nicht mit Konservierungsstoffen spielen oder sich mit Geschmacksverstärkern anfreunden. Wie bitten sie, nach Hause zu kommen, wenn die Straßenlaternen angehen. Abends verscheuchen wir die Konzentratmonster unter dem Bett und halten die Kleinen immer gut gekühlt. Nun ist einer unser Lieben in Deiner Obhut. Behandle ihn gut, dann tut er auch Dir gut. Versprochen.
Quelle: innocent – mit Granatapfel, Heidelbeere & Açaí
Herrlich. Wenn ich so was lese, fühle ich mich gleich viel besser. Und das in der Flasche enthaltene Obst schmeckt mir auch. Allerdings würde es nichts bringen, solche Sprüche zum Beispiel auf einen Apfel zu kleben. Der mag zwar eventuell ein kleine Stück gesünder sein als ein Smoothie (was ich hier mal ernsthaft bestreite, auch wenn ich im Unrecht bin), aber verarbeitet hat er keine Kerne, keine Schale und überhaupt. Schließlich musste ich sehen, was für grausame Dinge Äpfeln angetan wurden.
Ach ja. Die Hausschlachtung. Tatsächlich hatte ich mal als Kind einer beigewohnt. Die Mettwurst schmeckte mir hinterher sogar noch besser. Schließlich kannte ich das Schwein, von dem sie stammte.
2 Kommentare
Bei diesem Text muss ich grinsen, wenn ich daran denke, dass ich vor einiger Zeit zum Thema „Müsli“ an dieser Stelle selbstgemachtes mit Frischobst vorgeschlagen habe. Das war dann wohl nicht der beste Tipp. Sorry;-)
Geht schon in Ordnung. Statt Frischobst nehme ich die getrocknete Form. Und wenn ich mir einen Apfel wirklich sehr klein würfle, esse ich ihn auch frisch im Bircher-Müsli.