In einigen Kulturen gilt der wahre Name eines Menschen als etwas, was heilig ist und vor anderen verborgen werden sollte. Darüber hinaus wimmelt es in den Mythologien und Geschichten vieler Zivilisationen von Figuren, die Macht über andere erlangen, wenn sie deren wahren Namen in Erfahrung bringen. In Harry Potter wird der Name des Gegenspielers vor lauter Angst nicht ausgesprochen. Der, dessen Name nicht genannt werden darf. Bei den Muslimen gibt es die 99 Namen Allahs, während im Christentum überwiegend der Name Gottes nicht ausgesprochen wird.
Den meisten von uns dürfe das Märchen „Rumpelstilzchen“ durchaus bekannt sein. Auch hier geht es um den Namen des Wesens, dessen Kenntnis Macht verleiht. All das kann man im Kopf haben, wenn einen wildfremde Menschen nach dem Namen fragen. Man kann aber auch einfach den gesunden Menschenverstand walten lassen – und sich grundsätzlich erstmal weigern, seinen Namen zu nennen. Es sei denn natürlich, man hat einen ausgewiesen Vertreter der Ordnungsmacht vor sich oder aber ist bei einer Institution, der man vertraut oder von der man etwas bestimmtes haben möchte. Beim Bankgespräch über die Hausfinanzierung erweckt es wenig Vertrauen, wenn man dem Mitarbeiter seine Personalien vorenthält. Bei Kneipenflirts sollte man am besten nüchtern abwägen.
Für die meisten anderen Gelegenheiten ist grundsätzliche Skepsis angebracht. Zum Beispiel, wenn vor dem Wohngebiet Karten von einem neuen Lieferanten verteilt werden, so wie gestern am Stellwerk 60. Ein junger Mann warb für „Unsere Schlemmertüte„, ein weiterer Dienstleister, der Menschen wöchentlich mit Rezepten und Zutaten zum Kochen beglücken will. Von meiner Frau wollte er Name und E-Mail-Adresse haben. Die gab sie verständlicherweise nicht raus. Daher bat alternativ um die Mobilfunknummer. Natürlich gab es die erst recht nicht. „Ja aber man können dann einen ganz tollen Newsletter bekommen.“ Komisch, wird achten eher darauf, gar keine zu bekommen.
Wie dem auch sei, der Mann schien völlig überrascht, dass er von meiner Frau keine Daten bekam. Sie nahm sie dann eine der Karten mit, auf den kurz der Dienst erklärt wurde, zusätzlich dann der Verweis auf die Webseite – und ein sagenhafter Rabatt von 10 Euro wurde auch in Aussicht gestellt.
Offen gestanden habe ich mir das Angebot der Schlemmertüte nicht näher angesehen. Das hängt zusammen mit unserem letzten Experiment in diese Richtung. Wir sind für so was nicht geeignet. Als verantwortlicher „Küchenchef“ stelle ich die Rezepte für die Woche lieber selber zusammen. Den Einkauf bekommen wir dank einer guten Versorgung mit Supermärkten hier im Veedel auch gut so geregelt. Vor allem aber hassen meine Frau und ich es, auf Essen zu warten. Eine Lieferung in einem Zeitraum von 17 bis 22 Uhr ist für uns völliger Blödsinn. Anderseits entscheidet es jeder für sich selber. Ein Lieferdienst, der einem Rezepte und Zutaten bringt, ist immer noch besser als fertiges Essen. Und frei von ungesunden Zusatzstoffen.
Zurück aber noch mal zu der Sache mit dem Namen. Liebe Firmen, ganz ehrlich, wenn ihr von uns etwas wollt, müsst ihr euch schon ein kleines Bisschen mehr Mühe geben. Vielleicht ein Kugelschreiber oder Einkaufswagenchip oder ähnliches – mindestens. Für lau gibt es genau eins: nix. Ihr wisst ja, nicht mal der Tod ist umsonst. Daher interessiert mit die Schlemmertüte nicht die Bohne. Obwohl, ein Gratisrezept pro Woche, wenn man Name, Postleitzahl und E-Mailadresse angibt, hört sich nicht schlecht an. Aber das sind dann schon Angaben, die zu meiner vollständigen Adresse führen.