Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Graffiti gehören zum modernen Stadtbild wie Tauben. Sie trotzen jeder Anstrengung, sie fern zu halten. Ob es sich bei Graffiti um Kunst handelt, ist dabei nebensächlich. Nicht etwas weil die Grenzen zur Schmiererei fließend sind, sondern weil es sich in den meisten Fällen um Sachbeschädigung handelt und nicht um eine kreative Ausdrucksform. Auch ohne sich näher mit der Szene beschäftigt zu haben kann man als Laie gewisse Muster erkennen. Mitunter auch sogar Talent im Umgang mit der Sprühdose. Ein ganzer Eimer weißer Raumfarbe dagegen ist für die „künstlerische“ Entfaltung in freier Wildbahn eher hinderlich. Was aber kein Grund zu sein scheint, es nicht trotzdem damit zu versuchen.

farbwand-23-07-2013

In der Nacht von Sonntag auf Montag hat sich jemand (oder mehrere) mit einem Eimer Farbe in Nippes ausgetobt. Entlang des Fußweges von der S-Bahn Haltestelle, vorbei am Eisenbahn-Bundesamt bis zur autofreien Siedlung sind deutlich die Spuren seiner „Arbeit“ zu sehen. Der erste Versuch bestand wohl darin, seine eigene Duftmarke über bereits an der Mauer vorhanden Graffiti zu setzen. Mit weißer Farbe wurde dort etwas an die Wand gerollt. Für das weitere Vorhaben des „Künstler“ war der Deckel des Eimers hinderlich, daher wurde er einfach am Fuß der Mauer zurück gelassen.

Weiter ging es dann auf dem Fußweg mit einer wiederum unverständlichen Botschaft. Über das, was danach passiert, kann man nur spekulieren. Entweder ist Farbeimer versehentlich hingefallen. Oder der Inhalt wurde absichtlich verschüttet. Auf jeden Fall befand sich dann der gesamte Inhalte des Eimers auf dem Fußweg und wurde anschließend weit verteilt. Man sieht Fußspuren (blanke Füße und Sohlen), mehrere Reifenspuren von Fahrrädern und Versuche, die Farbe großflächig zu verwischen. Selbst der Rasen links und rechts vom Gehweg wurde in Mitleidenschaft gezogen.

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Gestern morgen, als ich das „Gesamtkunstwerk“ zum ersten Mal sah, verschlug es mir die Sprache. Das musste eine Einbildung sein. Auf dem Nachhauseweg zeigte sich jedoch, dass dem nicht so ist. Die Farbe hatte sich nicht in Luft aufgelöst. Das Schlimme daran ist, sie wird es auch nicht tun, sondern so lange erhalten bleiben, bis sie entfernt wurde. Meiner Einschätzung nach lassen sich die Spuren nur durch eine Erneuerung des Belages beseitigen. Die Wahrscheinlichkeit, das die Stadt Köln so was veranlasst, dürfte gegen Null gehen.

Jeden Morgen werde ich daher über die Schmiererei laufen, mich dabei immer wieder ärgern. Ärgern deshalb, weil ich es einfach nicht verstehen kann und will, warum Menschen auf die Idee kommen, mutwillig die Umgebung zu zerstören. Ärgern auch deshalb, weil ich die Broken-Windows-Theorie für richtig halte und die Folge fürchte.

Ein Patenrezept haben ich allerdings nicht in der Tasche. Trotzdem weigere ich mich zu akzeptieren, dass so was einfach zu einer Stadt wie Köln gehört. Das Graffiti oder Schmierereien etwas sein sollen, womit man sich abfinden muss. Es ist keine Frage von Toleranz, leben und leben lassen. Es ist Vandalismus, bei dem man nach Lösungen suchen muss, um ihm vorzubeugen.

3 Kommentare

  1. Bei dem Grad an Talent würde es mich nicht wundern, wenn auch die falsche Farbe gewählt wurde. Mit etwas Glück ist das die gute wasserlösliche Farbe und das Problem löst sich in dem Fall von selbst.

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