Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Kein Einheitsprogramm im Backofen – Der Grillburger

Der Backofen bei uns zu Haus gehört zu den wenigen Haushaltsgeräten, die ich bisher durchweg unterschätzt habe. Vermutlich hängt es auch damit zusammen, dass ich lieber koche als backe. Wenn ich etwas in den Ofen schiebe, dann sind es Aufläufe oder selbst gemachte Pizza. Dafür reicht das Grundwissen über die Funktionsweise des Ofens vollkommen aus. Meistens stelle ich ehedem 200 Grad und Umlauf ein. Passt für fast alles.

Ein Ofen kann aber weit aus mehr. Sonst wären da auch nicht so viele Einstellmöglichkeiten vorhanden. Bewusst erinnern kann ich mich für meinen Teil nicht daran, jemals die Grillfunktion genutzt zu haben. Das gilt nicht nur für den Ofen in der jetzigen Wohnung, sondern auch für alle seine Vorgänger. Immer nur das selbe Programm, die gleiche Zubereitung.

Sommerzeit ist Grillzeit. Und was das Thema angeht, sind wir deutlich flexibler. Holzkohle, Spezialbrennmaterial aus Kokosfasern und Elektrogrill waren bereits im Einsatz. Im Prinzip würden wir auch Gas verwenden, zumindest spiele ich mit der Überlegung, einen solchen Grill für den Balkon anzuschaffen. Bisher sind wir allerdings dann doch beim Elektrogrill hängen geblieben. Der ist schnell heiß und vor allem auch Nachbarschaftsfreundlich. Theoretisch kann man damit auch bei schlechtem Wetter drinnen grillen. Auf die Idee, statt dessen dafür den Backofen zu verwenden, der quasi wie ein umgekehrter Elektrogill funktioniert mit seiner Grillspirale, bin ich bis gestern noch nicht gekommen.

Erst wenn man etwas weiß, stellt man rückblickend fest, was einem eigentlich gefehlt hat. Zumindest mir geht es so in Bezug auf die Grillfunktion des Backofens. Aber ich muss vermutlich etwas ausholen, vor allem auch, um den Weg dorthin zu erklären.

Gelegentlich verspüre ich einen vielleicht sogar archaischen Hunger auf Hamburger – wie zum Beispiel gestern. Die kann man in schlechter oder auch gut Qualität auswärts essen. Aus meiner Kindheit ist mir jedoch noch in Erinnerung geblieben, dass sich dieses auch selber machen lassen. Schließlich muss es auch einen Grund geben, warum die dazu gehörigen Brötchen freiverkäuflich erhältlich sind. Früher hat meine Mutter die Patties (so nennen sich die gequetschten Fleischsscheiben) in einer Pfanne gebraten. Entsprechend roch dann die Küche. Allein der Geruch wäre kein Grund, mich dran zu hindern, es auf gleiche Weise zu tun. Aber die Vorstellung, in welche Richtungen das Fett spritzt, schon. Folglich machte ich mich auf die Suche nach einer Alternative.

Grillen von Hamburgern dürfte wohl die „natürlichste“ Form der Zubereitung sein. Wichtige Bestandteile des Elektrogrills befanden sich aber noch in der Spülmaschine. Zudem war ich skeptisch hinsichtlich des Resultates. Zusammengedrücktes Hackfleisch auf dem Rost des Grills, möglicherweise wäre der Burger ins Wasser gefallen – so wie beim letzten Grillabend die dumme Hummel.

Wenn man nicht weiter weiß, fragt man jemanden, der sich möglicherweise damit auskennt. Oder jemanden kennt, der Bescheid weiß. Das läuft dann erstmal immer darauf hinaus, Google zu bemühen. Zum Thema Hamburger-Zubereitung findet man eine ganze Menge. Irgendwann stieß ich dann auf die entscheidenden Stichworte. Hamburger im Backofen zubereiten, mit der bereits einleitend erwähnte Grillspirale. Hört sich verwegen an, daher hatte ich auch kein besonders gutes Gefühl. Das änderte sich erst, als ich über ein Rezept von Sarah Wiener stolperte. Die ist mir seit ihre Rolle als Mamsell aus der Doku-Serie „Abenteuer 1900“ bekannt. Bei Essen und Rezepten vertraue ich gerne Menschen von denen ich glaube, sie wüsste was sie tun.

Das Rezept selber ist relative simple, die Zutaten (für vier Burger) übersichtlich:

  • 320 g Rinderhackfleisch
  • 1 Zwiebel
  • 2 Tomaten
  • 1 kleines Glas Gewürzgurken in Scheiben
  • 1 Eisbergsalat
  • 4 Hamburgerbrötchen
  • Senf
  • Mayonnaise
  • Ketchup
  • Salz, Pfeffer
  • neutrales Öl (z.B. Sonnenblumenöl)

Zuerst wird der Backofen auf die Grillstufe und höchste Temperatur eingestellt. Während das Gerät vorheizt, kann man sich um die Vorbereitung der Zutaten kümmern. Die Tomaten werden in Scheiben geschnitten, die Zwiebel in Ringe und der Salat geputzt und in mundgerechte Stücke gezupft. Die Gewürzgurken sollte man zudem etwas abtropfen lassen.

Das zum Ofen gehörige Backblech wird mit einem Stück Alufolie (sollte man eigentlich immer im Haus haben) belegt und dünn mit dem Öl eingepinselt.

Dann würzt man das Rinderhackfleisch in einer Schüssel mit Pfeffer und Salz (hier kann man auch vorsichtig mit Rauchsalz experimentieren) und verknetet die Masse ordentlich. Anschließend werden daraus vier gleichmäßig große Kugeln geformt. Die Kugeln kann man jetzt entweder mit nassen Händen platquetschen, damit daraus Patties werden, oder man hat eine Burgerpresse zur Hand. Das Resultat jedenfalls wird auf der Alufolie platziert und sobald der Ofen bereit ist in selbigen geschoben. Natürlich direkt unter die Grillspriale.

Nach rund sechs Minuten müssen die Patties gewendet werden, nach weiteren sechs Minuten ist Fleisch in der Regel durch. Die Wartezeit kann man nutzen, um die Brötchen zu halbieren und auf dem Toaster zu rösten.

Aus jeweils einem Fleischfladen, einem Brötchen und den restlichen Zutaten baut man sich dann seinen persönlichen Burger. Eine bestimmte festgelegte Reihenfolge gibt es nicht, aber die das was Sarah Wiener vorschlägt, passt eigentlich ganz gut: „Die untere Brötchenhälfte mit dem Salatblatt belegen, den Burger darauf legen und mit Senf bestreichen.

Oben drauf kommen dann Tomaten- und Gurkenscheiben sowie Zwiebelringe. Zum Schluss folgen dann ein Klecks Mayonnaise und Ketchup, bevor die andere Brötchenhälfe aufgelegt wird. Und wer keine Gurken mag, kann die auch weglassen.

Spätestens wenn man in das Ergebnis seiner Anstrengung reinbeisst, verschwinden künftigen Besuch von Fastfood-Ketten hinter einem Bogen.

Mich hat das Ganze gestern nicht nur dazu ermutigt, mit den Zutaten künftig zu experimentieren (und auch mal besseres Fleisch auszuprobieren), sondern auch die Neugier geweckt auf das, was sich sonst so noch mit der Grillfunktion anstellen lässt. Frikadellen zum Beispiel sind naheliegend.

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