Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Eigentlich gehöre ich zu der Sorte Menschen, die um ihren eigenen Geburtstag keinen großen Wirbel machen. Meistens verbringe ich den Tag auch eher besinnlich als in großartig zu feiern. Das selbe hatte ich mir auch für mein „Kind“ vorgenommen.

Nichts großartiges, eine kurze Erwähnung und dann weiter mit dem Tagesgeschäft. Andererseits ist es ein runder Geburtstag, genauer gesagt der 10. Geburtstag meines Weblogs. Zehn Jahre, in denen ich nahezu täglich Texte hier im Blog veröffentliche. An der einen oder andere Stelle habe ich mir schon mal Gedanken dazu gemacht, ab wann man sich eigentlich als Autor bezeichnen kann. Bei 5.777 Beiträge, die man hier lesen kann, nehme ich mir mal die Freiheit raus, mich als Autor zu fühlen.

Mir ist bewusst, dass die Qualität der Texte unterschiedlich ist. An machen Tagen gibt es Einträge, die wie mit der heißen Nadel gestrickt wirken. Es finden sich hier aber auch Artikel, an denen ich mehrere Stunden zuzüglich Recherche gesessen haben. Einfach weil mir das Thema wichtig war. Genau das ist der Grundsatz hier im Blog. Ich schreibe über das, was mir im Moment oder über diesen hinaus wichtig erscheint.

Vielleicht könnte ich mit einer Beschränkung auf ein ganz bestimmtes Thema mehr Leser erreichen. Möglicherweise würde es dann auch ausreichen, einmal in der Woche zu bloggen. Oder sogar weniger. Ehrlich gesagt möchte ich das aber nicht. Der Blog hat in seinen zehn Jahr für mich mehr und mehr an Bedeutung gewonnen. Wenn ich zurück blättere, sehe ich ein paar Experimente wie meine Podcast, verrückte Ideen und andere Sachen, die ich heute eher anders machen würde. Ich sehe aber auch, wie ich mich in Bezug auf das Schreiben weiterentwickelt habe. Für mich ist es das schönste Geburtstagsgeschenk.

Autodidaktisch habe ich mir, auch wenn es auf diese Weise mühevoll war und wohl auch nicht anerkannt wird, Rüstzeug angeeignet. Ich stolpere zwar immer noch über Tippfehler, aber ich bilde mir ein zu wissen, wie ich einen Artikel aufbauen sollte. Wie ich die Ergebnisse von Recherche verwende, wie ich richtig zitiere (gut, das habe ich noch in der Uni gelernt). Gemerkt habe ich auch, dass für mich der Blog mehr als nur ein Hobby ist. Es ernsthafte Tätigkeit, die mir großen Spaß bereitet – auch wenn ich damit keinen Cent verdiene und es Tage gibt, an denen ich etwas schlucken muss, weil wieder mal Feedback für einen Text ausbleibt, an dem ich lang gearbeitet habe.

Aber ich will mich nicht beschweren. Ich mach das hier freiwillig und gerne. Die tägliche Disziplin aufzubringen, ist auch etwas, was über die Jahre gewachsen ist. Mittlerweile ist das Schreiben eines Artikels genau so wie atmen für mich – einfach nicht mehr wegzudenken. Würde man mich nachts wach machen, mir ein Stichwort geben, ich wäre dazu in der Lage, mindestens 400 Wörter zu schreiben – was mit der Person passiert, die mich geweckt hat, gehört allerdings nicht hier her.

Zurück aber zum heutigen Geburtstagskind. Angefangen hat das Projekt Blog als Versuch. Weg von den statischen Webseiten, die ich bis zum Juli 2003 hatte. Die waren für mich ein eher wenig genutzter Spielplatz, meistens probierte ich neue Webdesigns aus oder stellte ein paar eigene Texte ins Netz. Die Domain selber gab es schon im letzten Jahrtausend. In einer Zeit vor WordPress begann ich damit, mein eigens CMS zu basteln. Damals noch ohne Datenbankunterstützung, es arbeitet auf Basis von Dateien und rekursiven Programmroutinen. Erst in der Folgezeit wuchsen meine Ansprüche und ich erreichte einen Punkt, wo ich eine Entscheidung zu treffen hatte. Entweder viel Zeit in die Weiterentwicklung der Technik zu stecken und dafür weniger Inhalte verfassen zu können oder genau umgekehrt. Meine Entscheidung viel zu Gunsten von WordPress, was mir die Chance gab, mich stärker auf die Inhalte zu konzentrieren.

Üblicherweise fragt man Autoren, wann und warum sie angefangen haben zu schreiben. Seien wir ehrlich, die meisten von uns lernen es in der Grundschule. Einige sind dabei etwas kreativer als andere und entdecken die Schrift als Möglichkeit, sich mitzuteilen, die eigene Phantasie in eine konsistente Form zu gießen. Mir hat das schon in der Grundschule gefallen. Ernsthaft angefangen habe ich dann allerdings erst in der Mittelstufe mit Gedichten (oder was ich dafür hielt), kürzen Texten und Artikeln für die Schülerzeitung.

Das Blog ist daher für mich die konsequente Weiterführung von Dingen, die ich schon sehr lange auf andere Weise getan habe. Ein richtiges Tagebuch, muss ich gestehen, habe ich nie geführt. Dafür bin ich nicht der Typ. Vor allem auch deshalb, weil ich als Pessimist immer davon Ausgängen bin, irgendjemand würde es hinter meinem Rücken lesen. Dinge erfahren, die ich eigentlich für mich behalten wollte. Gedichte und fiktionale Texte erschienen mir viel besser. Darin konnte man auch Dinge verstecken, die man nur selber finden würde. Und das obwohl jeder den Text lesen kann.

Ich schweife wieder etwas ab und verliere mich gerade in einer sentimentalen Stimmung. Dabei gibt es wirklich etwas zu feiern. Zehn Jahre, auf die ich mit Stolz, und das muss auch mal in der Form gesagt werden, zurückblicken kann. Und so ganz in den Wind geschrieben sind meine Worte ja nicht, was über 10.000 Kommentare und täglich rund 300 bis 400 Besucher belegen. Demnach werde ich also gelesen und wahrgenommen.

Bedanken möchte ich zum Schluss bei vielen, die mich in den letzten 10 Jahren auf die eine oder andere Weise begleitet, inspiriert und motiviert haben. Vor allem aber Danke an Gwen, die mit ihren Blog damals den Anstoß gab, es selber mit einem eigenen zu versuchen.

7 Kommentare

  1. Hallo Thomas,
    Glückwunsch zum Zehnjährigen. So lange regelmäßig zu bloggen, erfordert schon einen langen Atem. Aber Du hast Recht, Übung kommt beim Schreiben. Und Deine Schreibe lässt nichts zu wünschen übrig. Gut formuliert, fehlerfrei, alles gut.
    Wünsche Dir weiter viel Spaß beim Bloggen und viele Besucher,
    LG, Susanne

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