Soweit ich richtig informiert bin, fand an diesem Wochenende das erste TweetCamp in Köln statt. Meine Erwartung im Vorfeld hielten sich in Grenzen. Nein, eigentlich stimmt das nicht. Genauer gesagt wollte ich unvoreingenommen daran teilnehmen. Bei einem notorischen Pessimisten wie mir bedeutet es erstmal, gar nichts zu erwarten. Auf diese Weise wird man zumindest nicht enttäuscht – mein letztes besuchtes barcamp liegt schon etwas zurück, eben weil es keine besonders lohnenswerte Erfahrung gewesen war.
Anlass zum Besuch des TweetCamps waren daher zwei Faktoren. Die Veranstaltung fand in Köln statt, erforderte daher keine Hotelübernachtung. Der Mediaparkt als Location für ein barcamp ist sozusagen ein Heimspiel. Zudem hoffte ich (trotz meines protestantischen Pessimismus) darauf, Neues zu erfahren, Anregungen und Gedankenanstösse zu bekommen.
Ohne zu viel vorweg zu nehmen: Davon bekam ich reichlich. So reichlich, dass mein Kopf ziemlich vollgestopft ist und ich die viele Ideen erstmal entknoten und dann verdauen muss. Alles lässt sich ehedem nicht in einem Blogartikel verfrühstücken, besonders an einem Sonntag Abend. Es wird daher wohl nur ein grober Abriss der Eindrücke sein. Auf und über das TweetCamp habe ich verdammt wenig getwittert. Das ist dem praktizierten Monotasking geschuldet. Ich höre lieber zu und beteilige mich an Diskussionen und Gespräche, statt über einem Bildschirm zu hängen, egal wie kleiner er auch sein mag. Schließlich ist ein barcamp die Gelegenheit, sich mit Menschen ganz unmittelbar auszutauschen.
Der Samstag begann mit dem Check-in und der Problemstellung, auf einen kleinen Aufkleber seinen Namen, Twitteraccount und drei Hashtags (die hatte ich mir schon am Vortag überlegt, da das mit der Spontanität bei mir so eine Sache ist) aufzuschreiben. Zudem sollte es auch noch leserlich sein, was mich grundsätzlich immer etwas in Verlegenheit bringt. Unmittelbar nach dem ich das ansatzweise lösen konnte, hatte ich schon eine blaue Pappkarte in der Hand, die ich ebenfalls beschriften sollte. Wieder mit Accountname und drei Hashtags. Zumindest gab es ausreichend Platz, um meine ausschreiben zu können: #pausenhoftwitter
,#langzeitblogger
und #azubikrimiautor
. Alle Karten wurden dann im laufe des Vormittags ausgewertet und einem Themenfeld zugeordnet. Innerhalb seiner Gruppe sollte dann jeder mit einer anderen Person aus der Gruppe ein Foto machen lassen und es unter dem Hashtag tck13foto
twittern. Schon mal eine tolle Idee.
Nach dem ersten Kaffee und vorsichtigem Beschnuppern ging es los mit der offiziellen Begrüßung und einer Vorstellungsrunde nach bewährtem barcamp Prinzip. Name, Accountname, drei Hashtags. Dauert je nach Teilnehmerzahl etwas, bietet sich aber immer an. Daran an schloss sich die Sessionplanung für den Tag.
Im Unterschied zu anderen ähnlichen Veranstaltung wurde mir schnell klar, dass es kein freies Zeitfenster für mich geben sollte. Dazu war das thematische Buffet einfach zu gut gedeckt (vielen Dank an dieser Stelle an alle, die eine Session abgehalten haben). Schmerzlich Entscheidungen zwischen „interessiert mich“ und „interessiert mich aber auch“.
Es wurden dann für mich:
- Twitterpoll – warum folgst Du?
- Bloggercamp.tv -Wie wir Merkel besiegten
- Medien & Twitter – Fails & Erfolge, Erwartungen, Perspektiven (KStA)
- 14 Uhr Mittagspause mit Bratwurst (keine Session, trotzdem klasse)
- Appgefahren – Twitterapps & Co.
- Urheberrechtsquiz
- Warum Mutti nicht twittern muss – Twitter & die Politik
Hier jetzt zu sagen, was mir davon am besten gefallen hat, ist äußerst schwer. Überall war es spannend, den Austausch mit dem Team vom Kölner Stadt-Anzeiger fand ich ebenso toll wie die beiden Sessions mit politischem Hintergrund. Trotzdem gab es so was wie ein persönliches Highlight. Für mich war es das Urheberrechtsquiz von und mit Astrid Christofori. Ein einfaches Prinzip. Astrid präsentierte eine rechtliche Fragestellung und ließ dann das Plenum abstimmen. Anschließend erfolgten dann Diskussion und Auflösung. Dabei reichlich Diskussionsstoff. So gibt es zum Beispiel einen Unterschied zwischen der landläufigen Meinung, was ein legales Zitat sei und der tatsächlichen Rechtslage.
Der Tag mündet für mich nach der Pizza-Schlacht in einem längeren Gespräch mit Astrid Christofori unter anderem über Urheberrecht in der Schule und das Projekt ununi.TV. Den offiziellen kulturellen Teil mit Jan-Uwe Fitz (alias vergraemer) schenkte ich mir aus Gründen, wie man so schön sagt.
Am Sonntag ging es los mit der Frage kalter Pizza zum Frühstück oder doch lieber heißen Kaffee – letzteres es für mich, denn ich hatte bereits ein erstes Frühstück zu Hause, ohne das ich grundsätzliches selbiges nie verlasse. Beim Kaffee wurde ich dann in eine Diskussion darüber verwickelt, ob man ohne eigenen Besitz leben kann (etwas überspitzt auf den Punkt gebracht). Meiner Meinung nach wird das eher nicht funktionieren, da wir Menschen, vor allem die männliche Hälfte, Jäger und Sammler sind. Zudem merke ich hier im Stellwerk 60, wie schwer es einigen trotz guter Vorsätze fällt, auf ein eigenes Auto zu verzichten.
Später standen dann diese Veranstaltungen auf meinem Programmplan:
- Journalisten gründen Twitter-Startup – Wie funktioniert Tame?
- Ergebnisse Twitterpoll
- Medien-Twitter-Relationen II – Was wollt Ihr von Uns? Was wollen wir?
- Ironblogger: Jetzt auch in Köln
- Twitter und die Bedeutung für den arabischen Frühling und die Türkei
Fest stand danach für mich, dass ich mir Tame nicht nur „mal ansehen“ sollte, sondern es mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit auch für mich als Blogger einen Mehrwert bieten wird. Tägliches bloggen ist vielleicht ja auch ein ganz kleines Stück journalistische Arbeit. Bei den Ironblogger erfuhr ich von merkwürdigen Socken Blogs und freue mich auf das Projekt so wie das Gratis-Bier (sozusagen).
Und dann gab es leider doch noch eine Enttäuschung, denn von der letzten Session hätte ich wesentlich mehr erwartet, gerade vor dem Hintergrund der wirklich aktuellen Entwicklungen in der Türkei (in der Nacht zum Sonntag wurde der Gezi-Park mit einem massivem Polizeieinsatz geräumt). Mehr denn je stehe ich zu der Meinung, dass die Frage, ob so was wie Twitter und die Verbreitung von Informationen über diesen Kanal an den Zuständen etwas ändert oder nicht, die falsche Frage ist. Viel mehr geht es doch darum, den Menschen anderswo, als in diesem Fall in Istanbul zu zeigen, dass sie nicht alleine sind. Ihnen zu zeigen, dass man sie hört. Vielleicht ein unpassendes Beispiel sind die Briefe, die Mitglieder von Amnesty International an politische Gefangen schreiben. Die ihnen ein Stück weit helfen, diese Tortour überhaupt zu überleben, eben weil sie wissen, man hat sie da draußen nicht vergessen.
Die Abschluss-Session brachte dann @DieSteph als Organisatorin den verdienten Applaus für ihren Einsatz (nicht zu vergessen die Sponsoren und Medienpartner), sondern mir per Tombola auch das Buch „Social Media Marketing„. Herzlichen Dank noch mal dafür!
Mein Gesamt-Fazit lässt sich in einem Satz zusammen fassen: Nächstes Jahr gerne wieder!
5 Kommentare
„Soweit ich richtig informiert bin, fand an diesem Wochenende das erste TweetCamp in Köln statt.“ – Der Artikel liest sich so, als hättest Du teilgenommen?
Ja, habe ich. Vielleicht hätte ich „das erste“ unterstreichen sollen, denn ich bin / war mir nicht sicher, ob es wirklich das erste TweetCamp in Köln war.