Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Zu meinen lästigen Angewohnheiten gehört es, nachts aufzustehen und in der Wohnung herumzuwandern. Mir selber macht das mittlerweile nichts aus, ich hatte schließlich über 40 Jahre, mich daran zu gewöhnen. Wobei man wohl die Zeit abziehen muss, in der ich noch nicht laufen konnte. Bewusst leide ich weder an Schlafmangel noch fühle ich mich in irgendeiner Form beeinträchtigt.

Manchmal kommt es sogar vor, dass die Phase in der Nacht aktiv nutze und Idee zu Texten aufschreibe oder Stichwörter für Blogeinträge (wie bei dem heutigen zum Beispiel). Das ist gegenüber früher für mich auf jeden Fall eine erhebliche Verbesserung, denn als Kind habe ich auch häufiger nachts in der Küche gesessen, Kuchen gegessen und gelesen.

Nach dem das jetzt geklärt ist, kann ich auf das eigentliche Thema kommen – ich wollte vorab nur deutlich machen, wieso ich überhaupt in der Lage bin nächtliche Beobachtungen zu machen.

Seit unserem Umzug in die autofreie Siedlung in Nippes haben wir wieder einen eigenen Balkon. Der ist zwar nicht so groß wie in Bielefeld, bietet aber eindeutig den schöneren Ausblick und lädt zum verweilen darauf ein. Zumindest dann, wenn es das Wetter zulässt. Bereits im letzten Jahr erwarben wir für den Balkon zwei Solarleuchten. Halbkugeln, die einfach auf den Boden gelegt werden und die nach einem sonnigen Tag die ganze Nacht durch leuchten. Dabei sind wir nicht die einzigen in der Umgebung, die für nächtliche Illumination sorgen. Neben den unterschiedlichen Solarleuchten, Gartenfackeln und Elektrodings gibt es auch die zur Siedlung gehörenden Straßenlaternen und Wegbeleuchtungen.

Mit anderen Worten gesagt, es ist in der Dunkelheit ziemlich hell draußen. Man könnte fast schon von Lichtsmog sprechen. Wenn man nachts im Wohnzimmer steht und durch das große Fenster nach draußen schaut, kommen einem schon mal die Zweifel an der ganzen Beleuchtung. Mal ganz unabhängig davon, wie viel Energie dadurch verbraucht wird (was bei Solarleuchten zudem unerheblich ist) stört die Lichter in der Nacht. Sicher, wer eine Wohnung mit Rolladen hat und diese auch vollständig herunterlässt, bekommt wenig mit von den Lichtern. Die haben wir allerdings nicht. Ganz so schlimm ist es nicht, denn ich mag das Zwielicht. Vor allem auch deshalb, weil ich darin auch noch verdammt gut sehen kann (nein, ich kommentiere das jetzt nicht weiter).

Trotzdem ist vielleicht ein Hauch zu viel Licht in der Siedlung. Dabei gibt es auch noch eine andere Perspektive. Und das ist in dem Fall ganz wörtlich zu nehmen, denn wenn man nicht von drinnen nach draußen schaut, sondern tatsächlich nachts unterwegs ist, sieht die Sache dann etwas anders aus.

Bewegt man auf sich auf die eigene Wohnung zu, sind die Lichter auf dem Balkon so etwas wie Positionslichter. Man weiss, dass man dort zu Hause ist. Schon von weitem macht sich das beruhigende Gefühl breit, wieder daheim zu sein. So betrachtet wird es verständlich, warum viele Bewohner eigene Lichter haben wollen.

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