Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Möglicherweise klingt es etwas kleinkariert, wenn ich mich darüber auslasse, eine Vorliebe für die Einhaltung einer bestimmten Vorgehensweise zu haben. Auf der anderen Seite bin ich mit Sicherheit der Einzige, der Wert darauf legt, Termin immer in gegenseitiger Absprache festzulegen.

Früher, als man seine Füße noch unter den Tisch in der Wohnung seiner Eltern hatte, gab es viele Dinge, nach denen man sich richten musste. Dazu gehörten auch fremdbestimmte Termine. „Wir fahren jetzt zusammen zur Oma.“ Blöd, wenn man dazu gerade keine Lust hatte, weil sich alle coolen Freuden draußen auf dem Spielplatz treffen wollten.

Es gibt viele Dinge, die das Leben als Erwachsener deutlich schwerer machen. Als Kind denkt man zum Beispiel nicht an eine zu zahlenden Einkommenssteuer – gut, mache Erwachsene auch nicht, aber das wäre dann ein ganz anderes Thema. Einer der Vorzüge, wenn man endlich erwachsen ist, ist der, dass der Anteil an fremdbestimmten Terminen erheblich kleiner ist. Selbst im Berufsleben werden in der Regeln Termine miteinander abgestimmt. Sowohl im Büro unter Kollegen als auch zusammen mit Kunden (gut, es gibt Berufe, da sieht es etwas anders aus).

Möchte ich zum Friseur, vereinbare ich einen Termin. Genau so wie bei Arzt oder einer Verabredung unter Freuden. Man stimmt sich ab. Gleiches erwarte ich auch umgekehrt von Handwerkern, die zum Austausch eines Warmwasserzählers in meine Wohnung müssen. Man ruft an oder schreibt einen Brief mit der Bitte um Rücksprache.

Wenn man dagegen einen Brief bekommt, in dem lediglich mitgeteilt wird:

Der Montagetermin erfolgt am Montag, den 29.04.2013 in der Zeit von 13:00 bis 16:00 Uhr.

fühlt man sich ein Stück weit zurück versetzt in eine andere Zeit. Ich für meinen Teil frage mich ernsthaft, was die betreffende Firma sich dabei denkt. Selbst wenn man nicht davon ausgeht, dass beide Bewohner berufstätig sind, ist der Zeitraum von drei Stunden an sich schon eine Unverschämtheit.

Das aber ist eher nebensächlich, denn wesentlich schwerer wiegt, wie ich finde, die mangelnde Rücksichtnahme. Und eben die Tatsache, dass sich die meisten arbeitenden Menschen für einen solchen Termin mindestens einen halben Tag frei nehmen müssen – oft geht es aber nur mit einem ganzen Tag auf Grund von Fahrtzeiten und ähnlichen Reibungsverlusten. Geht man mal davon aus, dass in vielen Firmen die Urlaubsplanung am Anfang des Jahres erfolgt, wäre das eigentlich ein Tag unbezahlten Urlaubs, den man für den Austausch eines Warmwasserzählers nehmen müsste.

Mit ziemlicher Sicherheit wird der Verdienstausfall nicht von der Firma, die den Zähler austauschen will, bezahlt.

Wer aber Sätze wie diesen zu Papier bringt,

Während der Arbeiten sollte der Bewohner oder ein über die Schlüssel verfügender Bevollmächtigter anwesend sein.

lebt in einer anderen Welt. Eine Welt, in der Anwesenheit angeordnete wird und Widerspruch unzulässig ist.

3 Kommentare

  1. Schön ist auch wenn man nach 2 Werktagen Abwesenheit 6 (!) Zettel im Briefkasten hat und 1 Nachricht auf dem AB, alles immer ungeduldiger werdend, dass man doch mehrfachst versucht habe Zähler abzulesen und sich nu gefälligst zu melden habe, wenn man nicht mit geschätzten Zahlen abgerechnet werden möchte.

    1. Uff, das ich wirklich dreist. Normalerweise sollten die doch einen Vorlauf von mindestens zwei Wochen haben, oder? Selbst wenn ich zu Hause wäre, würde ich niemanden in die Wohnung lassen, der spontan zum Ablesen der Zähler vorbeikommt.

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