Der kalendarischer Winteranfang fiel 2013 auch wieder auf den 21. Dezember. Trotz eines überraschend frühen Kälteeinbruchs stehen die Menschen dicht gedrängt um die Glühweinbuden ihrer Weihnachtsmärkte. Wehmütig denken an den Moment zurück, als noch alles offen schien. Bis ihn dann wieder einfällt, dass es diesen Moment nicht gegeben hat. Lange vor der Bundestagswahl stand die Siegerin längst fest.
Spulen wird die Zeit wieder zurück.Ein paar Monate zuvor. Die Gegenwart. Am Wochenende gab es einen außerordentlichen Parteitag der SPD in Augsburg. Man machte sich gegenseitig Mut, gab vor, sich hinter den Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück zu stellen, während man insgeheim doch seine Zweifel hat. In Hinterzimmern flüsterte man sich zu, wie schlecht nach neusten Umfragen die Chancen stehen würden. Nicht mal beim Motto für die Wahl, „Das WIR entscheidet“, hatte mein ein glückliches Händchen.
Als Sozialdemokrat muss ich mir leider selber die ketzerische Frage stellen, wie hoch die Chancen stehen, bei der kommenden Bundestagswahl eine Mehrheit zu erzielen. Eine Mehrheit, bei der jetzt schon klar ist, dass diese wenn überhaupt nur zusammen mit einem Koalitionspartner möglich sein wird. Meiner persönlichen Meinung nach stehen die Chance für Peer denkbar schlecht – und das sag ich als jemand, der diesen für manche so unbequemen Genossen eigentlich mag.
Vielleicht liegt meine pessimistische Haltung an dem Namen, den ich trage – Thomas, wie der Apostel, besser bekannt als der ungläubige Thomas. Alles erstmal in Zweifel stellen, bis die Beweise unumstößlich sind. Andererseits, und das entspricht meiner Lebensphilsophie, kann ein Pessimist nie enttäuscht werden. Den Wahlsieg der SPD im Herbst wünsche ich mir von ganzen Herzen. Nicht nur, weil ich Mitglied dieser Partei bin, sondern auch, weil mich das Regierungsprogramm überzeugt.
Der Glaube versetzt, so sagt man Berge. In diesem Fall wäre allerdings ein Wunder nötig. Ziemlich treffend brachte das der Kölner Stadt-Anzeiger am vergangenen Freitag mit einer Karikatur auf den Punkt. Man sieht Per Steinbrück im Turndress, wie er gegen ein Pauschenpferd, auf dem dick Kanzler steht, läuft. Er schafft es trotz aller Anstrengung nicht darüber. Im Hintergrund einer Halle sitzt das Publikum, auf der Bande steht unübersehbar SPD. Von einem der Zuschauer, der weit hinten sitzt, steigt eine Gedankenblase auf, in der nur zwei Wörter stehen: Hannelore Kraft.
Mehr muss man nicht sagen, es ist genau dieser wunde Punkt, den vermutlich nicht wenigen Genossen spüren.Wahlkampf lässt sich in den kommenden Monaten nur machen, wenn man sich immer wieder vor Augen führt, dass die Partei aus mehr als nur einer Person besteht. Vielleicht will das missglückte Motto, welches ursprünglich mal eine Leiharbeitsfirma für sich verwendet hat, zum Ausdruck bringen.