Bereits am Donnerstag drehte es sich hier im Blog um die Eindrücke beim meiner Vorort-Recherche in Xanten. Mit etwas Abstand nach dem ersten Schock möchte ich auf ein paar Details noch mal näher eingehen.
Hauptproblem bei mir sind Erinnerung, die viel zu alt sind, als das sie noch stimmen können. Wobei man als Autor in der Regel nicht mit so gravierenden Änderungen rechnet. Xanten ist in dieser Hinsicht eine Herausforderung. Der Archäologischer Park Xanten (APX) ist bereits seit 1977 ein Anziehungspunkt weit die Region hinaus. Die Funde der römischen Stadt Colonia Ulpia Traiana sind wirklich beeindruckend, vor allem auch die Rekonstruktionen einiger Gebäude und Teile im Maßstab 1:1. Auf der Seite des APX ist zu lesen, dass eine Bundesstraße jahrelang den Park zerschnitten hatte. Genau diese Bundesstraße gibt es nicht mehr, was mir zum Zeitpunkt, als ich den ersten Entwurf von „Altmetall am Altrhein“ schrieb, nicht bewusst war.
Zwei Kartenausschnitte von Google Earth der selben Stelle zeigt, was sich innerhalb weniger Jahre verändern kann.
Noch 2001 gab es die Bundesstraße in dem mir bekannten Verlauf. Zehn Jahre später sieht es ganz anders aus.
Was man auf der Karte sieht, ist noch beeindruckender, wenn man es vor Ort erlebt. Es wurde nicht nur eine Bundesstraße komplett neu verlegt, sondern auch mehrere Häuser abgerissen. Ich kam an einem noch stehenden Haus aus den 80er Jahren vorbei, in dem niemand mehr wohnte. Nur noch Müll und ein leerer Umzugskarton lagen im Hausflur. Vermutlich wird es bald ein erneute Erweiterung des archäologischen Geländes weichen. Interessant fand ich die Überlegung, wie die Veränderungen für die Anwohner sind. Vor allem, was einem für Möglichkeiten zu Verfügung stehen, wenn man auf dem Teil wohnt, der künftig zum Park gehören wird. Oder anders: steht eine Enteignung im Raum, wenn man nicht freiwillig sein Haus verkauft?
Auf den beiden Kartenausschnitten ist das LVR-Römer Museum oben links zu sehen. Früher, in der Zeit, an die ich mich erinnere, gab es mitten in Xanten im DreiGiebelHaus das Regionalmuseum Xanten. Dort spielt ein Teil der Handlung von „Altmetall am Altrhein“. Das Regionalmuseum wurde vollständig durch das LVR-Römer Museum ersetzt. Das DreiGiebelHaus wird mittlerweile von verschiedenen Kulturanbietern in Xanten genutzt.
Auf dem Kartenausschnitt oben sind mehrere Punkte markiert, an denen ich Fotos gemacht habe. ZWei Nadel stecken ganz rechts am Rhein. Das was so aussieht wie eine Brücke, ist tatsächlich nur eine Fährverbindung. Im Krimi ist es eine wichtige Stelle, denn dem Irrtum, dies sei eine Brücke, unterliegt auch ein Taxifahrer. Insofern stimmt meine Handlung mit den Gegebenheiten überein – es wäre auch zu tragisch, wenn eine so zentrale Stelle ändern müsste. Allerdings muss ich mir dazu dennoch etwas einfallen lassen.
Bis zu der Stelle auf dem Foto fährt man mehrfach um Kurven, und wird dadurch langsamer. Da versehentlich ins Wasser zu fahren, erfordert schon einiges. Es sei denn, zu dem Zeitpunkt herrscht Hochwasser. Dann entfällt der Teil mit den Kurven. Das erfordert dann weitere Recherche, um den Pegelstand zum Handlungszeitraum herauszubekommen. Kleinigkeiten, aber genau an dieser Stelle würde ich als Leser selber auch hinterfragen, ob das, was da so steht, auch stimmt.
Die Polizeiwache in Xanten ist deutlich kleiner als ich dachte. Es bedarf einer guten Erklärung, warum dort ein Kriminalpolizist vorhanden ist (falls jemand mit Kontakten zur Xanten Polizei helfen kann, würde ich mich darüber freuen).

So eine kleine Wache wird keine Mordkommission zusammenstellen und vermutlich gibt es auch keinen Rechtsmediziner in der Nähe. Zuständig für Mordfälle, so viel konnte ich bereits raus bekommen, ist die Polizei in Duisburg. Das ist mir viel zu weit weg von meinen Handlungsorten.
Immerhin gibt es einen Fahrradständer vor dem Gebäude. Dort stellt eine meiner Figuren etwas ab.
Auch wenn es einige Rückschläge für mich gab, die in der Summe viel Arbeit bedeuten werden, habe ich durchaus etwas positives aus Xanten mitgenommen. Wenn der Krimi fertigt ist und ich ihn einem Verlag anbieten werde, stellt man mir mit Sicherheit die Frage, wie ich den die Verkaufschancen einschätzen würde. Für eine kleine Zielgruppe lohnt sich keine Auflage. Nun kommen zwei Dinge meinem Krimi zu gute, die nicht ohne Bedeutung sind. Zum einem ist das APX ein Handlungsort. Im weitesten Sinne hat der Krimi als etwas mit Archäologie zu tun. Und zum anderen gibt es in Xanten verdammt viele Touristen aus dem ganzen Bundesgebiet, die gerade auch wegen des Archäologischen Parks die kleine Stadt am Niederrhein besuchen (und ein paar auch wegen des angeblichen Geburtsortes von Siegfried, dem Drachentöter). Das ist keine kleine Zielgruppe, wage ich mal zu behaupten.