Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Am vergangen Montag fand die Veranstaltung „Krimi & Kölsch“ zum dritten Mal in der Ständigen Vertretung Köln statt. Auf Grund der derzeitigen Osterferien die Gelegenheit für den CHEF und mich, auch mal dort aufzuschlagen.

Die Location selber ist uns als noch recht frische Neu-Kölner eher noch aus dem Sommer letzten Jahres bekannt, als wir auf Grund einer sehr langsamen Außenbedienung doch lieber woanders unser Kölsch tranken. Wie dem auch sei, drinnen ist nicht draußen und der „Saaldiener“ war auch ziemlich auf Zack, wenn man das so sagen darf. Er entschuldigte sich sogar für die fehlende Bierdeckel, die sein Kollege vergessen hatte: „Der kommt aus Österreich, da macht man so was nur ungern.“

Das Ambiente in der StäV lässt sich „Politik meets Kölschkneipe“ beschreiben. Vor lauter gerahmter Polit-Prominenz sieht man die Wände nicht mehr. Alle Politiker scheinen sich aber nicht ganz so wohl dort zu fühlen, denn zumindest Altkanzler Schröder verlor zeitweise die Fassung und fiel aus dem Rahmen – bis sein Foto wieder fachgerecht vom Köbes fixiert wurde.

Eigentlich heisst die Veranstaltung Krimi & Kölsch, also sollten die Krimis im Vordergrund stehen. Zwei Autoren nutzen die Gelegenheit, aus ihren Neuerscheinungen zu lesen. Stefan Keller mit „Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall“ und Sabine Trinkaus, die Passagen aus „Schnapsdrosseln“ vortrug. Zumindest Keller kämpfte vor der Pause vergeblich mit der Akustik, so dass vom Text mehr erahnt als verstanden werden konnte. Frau Trinkhaus hatte dagegen den Dreh mit dem Mikro schon deutlich früher raus.

Die beiden Krimis lassen sich nur schwer vergleichen. Gemeinsamer Nenner dürfte wohl der sein, dass beide Autoren Privatermittler als Protagonisten haben. Während Sandmann in Köln ermittelt, versuchen bei Trinkhaus zwei Damen in der Bonner Provinz den Fall zu lösen. Warum es ausgerechnet Privatermittler sein müssen, wurde von beiden begründet. Eine Mordkommission sein einfach zu groß und würde den Handlungsrahmen in mehrfacher Hinsicht sprengen. Zudem befreit es von speziellem Hintergrundwissen in Bezug auf die Polizeiarbeit. Gerade wenn man wie Keller einen Ermittler verwendet, der sich vom Berufsanfänger langsam an den Profi heran entwickelt, lernen Figur und Autor gleichermaßen ihr kriminalistisches Handwerkzeug.

Auch wenn mir die Bonner Provinz in keiner Weise vertraut ist, konnte ich mir Umgebung und Figuren bei Trinkhaus besser vorstellen. Stefan Keller stolpert für meinen Geschmack über den Anspruch des Authentischen. Recherche darf dem Leser nicht zu sehr aus dem Krimi entgegen schwappen. Einer der Schauplätze, „Unter Krahnenbäumen“ konnte ich mir trotz Ortskenntnisse nicht vorstellen. Gerade die historische Bedeutung ist wohl nicht unwesentlich – es mag aber ein spezifisches Imi-Problem bei mir sein.

Wenn man selber schreibt, ist das, was Autoren nach ihrer Lesung erzählen mitunter spannender als der eigentliche Krimi. Zwei Dinge habe ich an dem Abend mit nach Hause genommen. Einmal die Aussage von Keller, dass Planung wie eine Landkarte sei. Man kenne Start und Ziel, wüsste auch wie der Weg in etwas aussehe, aber trotzdem könne unterwegs noch eine Menge unvorhergesehenes passieren. Ein nicht unbekanntes Phänomen beim schreiben trotz vorherigem plotten.

Welche Aufgabe der Autor hat, brachte Sussane Trinkhaus auf den Punkt. Primär geht es darum, Emotionen zu wecken. Vor die Wahl gestellt, zwischen einer korrekten Darstellung und einer spannenden Erzählweise würde Frau Trinkhaus ihre Entscheidung immer zugunsten der Fiktion treffen. Dem kann man sich nur anschließen.

Insgesamt fand ich den Abend gelungen, was wohl auch nach einer Wiederholung schreit. Krimis und Kölsch gehen immer.

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