Bei der Arbeit am eigene Text kann man sich auf seine eigens Sprachgefühl verlassen. Durch Routine und Training lässt sich ein gewisses Niveau erreichen, aber ohne Feedback von außen kommt man früher oder später an einen Punkt, ab dem die Weiterentwicklung stagniert.
Aus diesem Grund benötigt man als Autor für seine Texte unbedingt Testleser. Nur durch konstruktives, ehrliches Feedback kann ein Text weiter reifen. In der Regel verlässt der Text, wenn er an Testleser weitergereicht wird, seinen geschützten Raum. Mitunter kann das allerdings zu einem Zeitpunkt erfolgen, der zu früh ist. Die Folgen sind entsprechend. Beim Autor führt es Frustration, weil er sich nicht verstanden fühlt. Der Testleser dagegen bekommt ein Werk im Rohzustand, welches viel zu viele Ecken und Kanten hat – ein Einblick in die Werkstatt des Autors kann zwar manchmal ganz spannend sein, aber es muss immer noch Freude bereiten, den Text zu lesen.
Sofern die Anzahl der Testleser überschaubar ist, hat man als Autor auch noch das Problem eines zu hohen Verschleißes. Ein und den selben Text in unterschiedlicher Bearbeitung zu lesen, ist für den Schreibenden selber schon mühsam genug. Andere, die vielleicht sogar kostenlos ihre Dienste zur Verfügung stellen, sollte man damit nicht unbedingt häufiger behelligen.
Eine Mögliche Lösung für das Dilemma, in dem man als Autor steckt, besteht darin, sich eine Schreibgruppe zu suchen. Sich also andere Schreibende zu suchen, mit denen man sich regelmäßig austauschen kann. Eine Gruppe, in der man seine Texte vorliest und ein Feedback von Gleichgesinnten bekommt – im Austausch dafür, dass man selber auch anderen zuhört und seine Meinung kund tut. So eine Peergroup kann enorm hilfreich sein.
Für Schreibgruppen gelten gewisse, wenn auch oft unausgesprochene, Regeln. Gegenseitige Fairness ist genauso wichtig wie die ehrliche Meinung. Kritik an einem Text sollte immer begründet sein. Allen in einer Schreibgruppe muss darüber hinaus auch klar sein, wie verletzlich ein Text in einem frühen Entwicklungsstadium ist. Als Kind des Autors trifft es selbigen natürlich auch. Der Text ist ein Stück vom Autor, etwas privates, unabhängig davon, ob er autobiographisch ist oder nicht.
In der Schreibgruppe muss man sich gegenseitig vertrauen können. Vor allem ist es wichtig, dass sich jeder in der Gruppe zu 100 Prozent wohl fühlt. Nur in einer Wohlfühlatmosphäre kann der Text, das zarte Pflänzchen, gedeihen. Im Umkehrschluss sollte man genau auf Veränderungen in der Gruppe achten. Sofern die Gruppe ein Gleichgewicht gefunden hat, können Neuzugänge zu einer empfindlichen Störung des Gleichgewichts führen und dafür sorgen, dass sich Einzelnen in der Gruppe nicht mehr wohlfühlen. Es gilt dann abzuwägen, ob das persönliche Empfindlichkeiten, die der Weiterentwicklung der Gruppe im Weg stehen, sind oder ob es sich wirklich eine Störung des Gleichgewichts handelt. Auch Schreibgruppen setzen sich aus Menschen zusammen.