Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Das beschauliche Nippes firmiert auch unter der Bezeichnung „Lehrerfriedhof“, weil hier im Veedel der Anteil an Lehrern angeblich besonders hoch ist. Warum Friedhof und nicht Parkplatz oder ähnliches, lässt sich dabei nicht klären. DER CHEF und ich haben durch den Zuzug auf jeden Fall mit zur Lehrerquote beigetragen. Unbestritten zieht Nippes gerade auch junge Familie an, was man in der Stellwerksiedlung und an anderen Flecken deutlich merkt – Gerüchten zu Folge sollen dagegen im Agnesviertel besonders viele alleinerziehende Mütter leben, was wohl auch die Anzahl der Kinderhorte erklären würde. Das aber ist ein ganz anderes Thema und zudem das Veedel nebenan.

Kommen wir wieder zurück nach Nippes. Auffällig, wenn nicht verdächtig (die Wortwahl passt ganz gut zum Genre) ist die Konzentration an Krimiautoren in Nippes. Mindestens fünf haben ihren ständigen Wohnsitz in Nippes: Gisa Klönne, Ingrid Strobl, Brigitte Glaser, Myriane Angelowski und in meiner direkten Nachbarschaft Andreas Izquierdo.

Auf einer Fläche von 2,99 Quadratkilometer ist das verdammt viel Mord. Und für mich Ansporn und Anreiz, selber mit meinen Krimi-Plänen voranzukommen- wo wenn nicht hier. Zumindest bei einem Teil der Autoren schreibt auch Kölner Lokalkrimis. In der Hinsicht gibt es derzeit bei mir einen großen Unterschied, da meine beiden Werke am Niederrhein spielen. Das ist nicht nur der Tatsache geschuldet, dass ich mich dort besser auskenne als in Köln (was sich wohl auch mit zunehmender Wohndauer ändern wird). Ein weiterer Grund für mich, Niederrhein-Krimis zu schreiben sind meine Figuren. Die passen dort einfach besser in die Landschaft, so verschroben wie sie sind.

Beim schreiben des letzten Absatzes ging mir eine Sache durch den Kopf. Die ersten 20 Jahre meines Lebens habe ich in Wesel verbracht. Die folgenden 18 Jahre in Bielefeld. Wenn man die ersten Lebensjahre abzieht, in der man seine Umgebung noch nicht bewusst wahrnimmt, wären das mehr Jahre in Bielefeld als in Wesel. Vermutlich sollte ich mich daher wundern, warum ich nicht auf die Idee gekommen bin, einen Bielefeld-Krimi zu schreiben. Entschuldigen ließe sich dies mit einem gewissen Gefühl der Fremdheit gegenüber der Stadt, von dem manche behaupten, sie würde gar nicht existieren.

Was die Verschrobenheit angeht, können es die Ostwestfalen durchaus mit den Niederrheinern aufnehme, auch wenn deutliche Unterschiede gibt. Schwierig dürfte es beim einem OWL-Krimi mit dem Humor werden, denn Ostwestfalen gehen bekanntlich zum lachen in den Keller. Und das kann ich nach 18 Jahren dort leben bestätigen. Traurigerweise haben nicht mal alle einen Keller.

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