Die Entscheidung von Joseph Ratzinger, als Papst zurück zu treten, verdient unabhängig der eigenen Konfession vor allem eins: Respekt. Ratzinger zeigt eine enorme Größe, wenn er sich selber zugesteht, an seine geistigen und körperlichen Grenzen angelangt zu sein.
…meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrus-Dienst auszuüben.
Quelle: KSTA, Nr. 36 2013
Auch ein Papst hat das Recht den Moment für seinen Rücktritt selber zu bestimmen. Zu sagen, wann es genug ist, wenn die eigenen Kräfte nichtmehr ausreichen. Es gibt kein Anspruch der Öffentlichkeit auf einen Menschen, der die Rolle des Papstes bis zum letzten Atemzug ausfüllt. Ein Papst , der sein Leiden öffentlich macht, vor aller Augen dahinsiecht. Karol Józef Wojtyła hat hatte sich damals entschieden, genau diesen Weg zu gehen. Ratzinger hingegen entscheidet sich für einen Amtsverzicht.
Sein Ruhestand im Kloster, als Papst a.D., sei Ratzinger vom Herzen gegönnt. Auch wenn man in vielen Dinge grundsätzlich andere Ansicht war, muss man dennoch erkenne, welches wichtige Signal von seinem Rücktritt ausgeht. Es ist ein Signal, welches für unsere Gesellschaft von enormer Bedeutung ist. Gerade in einer Zeit, in dem viele darauf bedacht sind, rund um die Uhr alles für den Job zu tun, ständig bereit und erreichbar zu sein und dabei über die eigen körperlichen Grenzen hinauszugehen, lehrt uns der Rücktritt des Papstes etwas.
Es gibt Grenzen. Körper und Geist sind nicht unendlich belastbar. Entweder verlässt man seinen Arbeitsplatz mit den Füßen voran oder aber man erkennt, wann es besser ist, aufrecht zu gehen. Joseph Ratzinger hat sich für letzteres entschieden. Dran sollten sich nicht nur von Burn-Out Betroffene ein Beispiel nehmen.
Die wichtigste Erkenntnis aus dem Rücktritt ist die, dass niemand auf der Welt unersetzbar ist. Nichtmal der Papst. Wenn die eigene Kraft nicht mehr ausreicht, um das Amt auszufüllen, ist es besser zu gehen. In einem solchen Rücktritt liegt Größe und Würde.
Für mich als Protestant ist der Moment seines Rücktritts der Moment, wo mir der Papst so nah an ist wie nie zuvor und vermutlich auch nie wieder. Christ sein bedeutet, sich seines Mensch sein bewusst zu sein. Der Rücktritt von Ratzinger entspricht genau dem. Ecce homo!
Eine Antwort
„Dran sollten sich nicht nur von Burn-Out Betroffene ein Beispiel nehmen.“ – ja genau!