„Moment, was wollte ich gleich noch mal sagen?“
Eine Situation, die nicht wenige unabhängig vom Alter kennen. Gerade wusste man es noch, jetzt liegt es einem auf der Zunge, aber man kommt einfach nicht drauf.
Häufig wird man unterbrochen, bevor man den Gedankengang zu Ende bringen kann. Entweder durch sich selbst oder andere. Man versucht dann, genau die Situation, in der man die Idee oder den Gedanken hatte, wieder herzustellen. Dazu gehört auch, zurück in den Raum zu gehen, wo einem das eingefallen ist, was jetzt entfallen ist.
Dabei ist es umstritten, ob solches Zurückgehen wirklich hilft. Die Idee selber liegt auf jeden Fall nicht verlassen im Raum herum und wartet auf uns. Möglicherweise könnte die motorische Handlung eine kognitive Rückkoppelung haben, die im Idealfall dazu führt, dass uns das Vergessene wieder einfällt.
Ein „Trick“ ist auch, zu versuchen an das, was wir vergessen haben, nicht zu denken. Dann fällt es einem schon wieder ein. Tragischerweise hat unser Gehirn ein kleines Problem mit Anweisungen, die ein „nicht“ enthalten. Wenn wir uns entsprechend vornehmen, an etwas nicht zu denken, erreichen wir genau das Gegenteil.
Denken Sie jetzt nicht an einen Baum.
Ein weiteres Phänomen in Bezug auf das Vergessen sind Ideen, die uns nachts einfallen. Man kennt es vielleicht. Aus irgendeinem Grund wacht man auf, geht etwas trinken, vielleicht zur Toilette und schwupp, fällt uns die Lösung eines Problems, dass uns seit Tagen schon beschäftigt, quasi in den Schoß. Schlaftrunken nehmen wir uns vor, daran bis zum Morgen zu denken.
Noch vor dem Frühstück wissen wir nicht mehr, was uns in der Nacht so geniales eingefallen war. Je stärker wir uns dabei vornehmen, es nicht zu vergessen, desto sicherer können wir sein, ahnungslos am Frühstückstisch zu sitzen.
Für das Vergessen gibt es unterschiedliche Auslöser. Die medizinischen Aspekte des Vergessens im Zusammenhang mit nachlassender Gedächtnisleistung sollen hier bewusst nicht thematisiert werden. Vielmehr geht es um eine Überforderung unseres Gehirn durch ein Zuviel am Informationen, die zu solchen Aussetzern führen kann. Täglich füttern wir unseren Denkapparat mit Informationen. Egal wie unwichtig etwas ist, wir nehmen es erstmal auf, und speichern es ab.
Stellen wir uns einen Keller vor, in dem Stück für Stück Sachen gestellt werden. Ein Sofa, der alte Fernseher von Oma Lotte, der Geschenkramsch, den wir dieses Jahr garantiert zum Flohmarkt bringen wollen und so weiter. Es dauert nicht lange und im gesamten Keller befindet sich Speermüll. Das macht es schwer, in diesem Keller an die wichtigen Dinge zu kommen, die sich irgendwo zwischen dem Kram befinden.
Genau so geht es uns mit unserem Gehirn. Wir vergraben die wichtigen Dinge unter den unwichtigen. Mit der Zeit werden die Aussetzer häufiger, der Denkprozess langsamer – so was gibt es nicht nur bei Computern. Abhilfe kann hier Ordnung und rigoroses ausrümpeln schaffen. Unser Problem dabei ist jedoch, dass wir nicht einfach so auf Knopfdruck Dinge vergessen können. Den Keller auszuräumen ist, sofern man den inneren Schweinehund überwunden hat, wesentlich einfach als in seinem eigenen Kopf für Ordnung zu sorgen.
An dieser Stelle hilft es nur, die Dinge bewusst auszulagern an einen verlässlichen Ort. Das kann ein Notizbuch sein, ein Schuhkarton, eine Datei auf dem Computer oder in meinem Fall Evernote. Was wir nehmen, ist fast egal, so lange wir daran glauben können, dass das, was wir auslagern, sicher ist. Nur dann funktioniert die Entrümpelung unseres Gehirns. Gleichzeitig benötig wir auch ein System, um die ausgelagerten Informationen bei Bedarf wieder zu finden (was einen Schuhkarton vielleicht doch nicht so brauchbar erscheinen lässt).
Meine Erfahrungen mit dem Auslagern sind erstaunlich. Seit dem ich konsequent alles in Evernote ablege, vom interessanten Zeitungsartikel über die einzukaufende Dinge bis hin zu Ideen für neue Texte fühlt sich mein Kopf wesentlich leichter an. Selbst wenn mir Dinge entfallen, bereitet es mir im Gegensatz zu früher keine Mühe mehr, mich daran in kürzester Zeit wieder zu erinnern. Sofern mir nachts etwas einfällt, schreibe ich es umgehend auf. Wegwerfen (bzw. löschen) kann ich es immer noch am nächsten Tag. Es belastet mich aber nicht mehr und ich verschwende auch keine Energie darauf, mich auf das nicht-vergessen zu konzentrieren.
Seit ein paar Woche habe ich das Gefühl, endlich wieder klarer denken zu können. Für die Verarbeitung stehen einfach mehr Ressourcen zur Verfügung, wie ich glaube. Gleichzeitig führt das auch zur inneren Ausgeglichenheit. Selbst wenn sich meine Beobachtung wissenschaftlich nicht belegen lässt – mir hat der im letzen Jahr begonnen Frühjahrsputz geholfen.