Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Wenn einen der pure Hunger dazu treibt, irgendwo, egal wohl, nur etwas schnell zu essen, dann reicht auch einen Imbissbude. Das ist keine Abwertung, sondern schlicht eine Tatsache. Und dabei ist nicht mal der Umstand berücksichtigt, dass es auch gute Imbissbuden gibt. Sobald es etwas gehobener wird, was sich unter anderem nicht nur im Ambiente, sondern auch bezüglich des Preises für eine Mahlzeit ausdrückt, stehen gewisse Ansprüche seitens des Gastes im Raum.

Anders ausgedrückt hat man die berechtigte Hoffnung, für sein Geld etwas mehr als nur reine Hungerbeseitigung geboten zu bekommen. Wer in ein Restaurant oder Café geht, erwartet daher einen entsprechenden, durch das Personal zu erbringenden Service. Dazu gehören bereits kleine Aufmerksamkeiten. Nehmen wir ein einfaches Beispiel. Ein Mann mittleren Alters bestellt in einem Café der gehobeneren Preisklasse einen Earl Grey. Üblicherweise wird der Tee in diesem Café mit braunem Kandis und einer kleinen Kanne Milch gereicht. Da der Mann seinen Tee ausschließlich pur trinkt und der Meinung ist, solcherlei Zugaben müssten nicht in den Müll landen, weisst er explizit bei der ersten Bestellung darauf hin, man möge ihm den Tee ohne alles bringen.

Wenig später erhält er den Tee. Ohne Milch, dafür aber mit Kandis. Bei der zweiten Bestellung weisst er nicht noch mal drauf hin, was er nicht dazu möchte. Prompt bekommt er von der gleichen Bedienung, die ihm auch den ersten Tee gebracht hat, selbigen mit Milch und Kandis. Für andere vielleicht nur eine Lappalie. Meiner Meinung nach bringt dies aber zweierlei zum Ausdruck. Zum einen ist man nicht in der Lage, dem Gast anständig zu zuhören. Des weiteren kann man sich auch Informationen nicht merken – oder aufschreiben. Ich erkennen darin einen gewissen Unwillen, oder nennen wir das Kind einfach beim Namen: fehlende Servicementalität.

Das Ganze geht aber noch weiter. Der passionierte Teetrinker weiß, wie Tee zubereitet wird. Normaler Schwarztee, zu dem auch der bestellte Earl Grey gehört, wird mit sprudelnd kochendem Wasser überbrüht. Es reicht daher nicht aus, dem Gast lediglich eine Schale heißes Wasser zu reichen und den Teebeutel daneben zu legen. Insbesondere dann, wenn man sich damit rühmt, Slow Food zu unterstützen, sollten einem solche Feinheiten bekannt sein. Das man bei Tee grundsätzlich auch nur Wasser nehmen sollte, was nur einmal erhitzt wurde und nicht so lange im Wasserkocher verbleibt, bis es aufgebraucht wurde, lassen wir mal unter den Tisch fallen.

Meinetwegen kann man Kaffee antun, was man will. Ich für meinen Teil bin passionierter Teetrinker und nur phasenweise Kaffeekonsument (da allerdings dann auch mit einem gewissen Anspruch). Tee ist etwas, was Aufmerksamkeit bedarf. Wenn schnell etwas trinken will, nehme ich was anderes. Und selbst da sollte man den Gast vorher fragen, ob er lieber seine Cola mit oder ohne Eis möchte (am Rande angemerkt würde ich bei einem ungefragt mit Eis servierten Whiskey umgehend das Glas zurückgehen lassen).

Was ich an Köln schätze, ist der typische Kölner Köbes, der meiner Meinung ein viel zu schlechten Ruf hat. Ein richtiger Köbes ist nämlich jemand, der sehr serviceorientiert ist. Frisches Kölsch kommt so lange ungefragt an den Tisch, bis man den Bierdeckel aufs Glas legt. In einer Geschwindigkeit, in der manche andere Kellner nicht mal ein Tee ordentlich serviert bekommen. Ausreden wie „es ist heute besonders voll“ lasse ich dabei nicht gelten. Wer mal in einer richtigen Kölsch-Kneipe (vorzugsweise Brauhaus) war weiß, wie voll es dort immer ist. Trotzdem wird nicht am Service gespart. Zumindest dann nicht, wenn man die Kardinalfehler vermeidet, wie zum Beispiel die falsche Ansprache des Köbes, die Bestellung von anderen Getränken außer Kölsch und ganz wichtig, wenn man nicht versucht, von oben herab mit dem Köbes zu reden. Dann wird nämlich nix aus dem Kölsch – und das ist auch gut so.

2 Kommentare

  1. Ein allseits anzutreffendes „Serviceverhalten“, m.E. dadurch bedingt, dass die Masse der Servicekräfte in der Gastronomie nur „nebenbei“ dort arbeiten. Es ist ein Job, mehr nicht. Früher war es mal so, dass der Kellner wußte, was man wollte, wenn man mehr als 2mal im Lokal als Gast war. Heute kann das kaum passieren, weil es fast unmöglich ist, dieselbe Servicekraft mehr als einmal anzutreffen. In vielen Lokalitäten kennen die Gäste die Karte besser, als die jeweiligen Servicekräfte.

    1. Selbst in sogenannten „besseren“ Restaurants. In den einleitend erwähnten Imbissbuden sieht das zum Teil anders aus. Gerade wenn die Inhabergeführt sind, weiss der Mann oder die Frau hinter der Theke spätestens nach meinem dritten Besuch, was ich haben will, bevor ich bestelle.

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