Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Minuten lang bemalte Heinz Dittmann den Polizisten. Über ihm in der Wohnung blieb es ruhig. Auch später, als Dittmann zu Bett ging, hörte er den Dackeln nicht.

Zum ersten Mal seit längeren wachte Dittmann am nächsten Morgen nicht durch lautes Hundegebell auf. Im Bett liegend starrte er mit offenen Augen an die Decke. Über die Feiertage hatten die Geschäfte geschlossen. Wenn ihm noch etwas im Kühlschrank fehlte, so musst er sich beeilen. Dittmann stand auf. Seine Hausschuhe stand in einem Winkle von Neunzig Grad am Bett. So fand er sie nicht nur sofort, sondern konnte auch direkt reinschlüpfen. Im Pyjama lief er rüber ins Arbeitszimmer.

Auf dem Schreibtisch standen einige Töpfe mit Farbe, deren Deckel unverschlossen waren. Dittmann ärgerte sich über sich selber. Nach Weihnachten würde er neue Farbe kaufen müssen. Dann fiel ihm ein, warum er aufgestanden war.

Der Kühlschrank in der Küche. Gefüllt für Tage. Vom Inhalt des Vorratsschrankes ließe sich ein ein Großfamilie versorgen. Zumindest musste Dittmann seine Wohnung heute nicht verlasen. Kurz überlegte er, noch mal in Bett zu gehen. Die Wohnung lag kalt vor ihm an diesem Morgen und lud nicht dazu ein, länger als nötig untätig in ihr zu verweilen. Im Bad stellte Dittmann die kleine Gasheizung an, dann ging er über dazu, sich frisch zu machen. Rasieren ließ er aus, wozu auch. Es gab niemand, dem er noch imponieren musste.

In den gleichen Sachen, die er gestern an hatte, saß er wenig später am Tisch in der Küche. Das Feuer im Ofen fraß am Holz. Langsam breitet sich die Wärme aus. Dittmann strich gerade die harte Butter auf den etwas zu krossen Toast, als es an der Tür schellte. Wenn es der Paketbote war, dann höchstens für einen der Nachbarn. Dittmann hasste es, für andere im Haus die Pakete anzunehmen. Jedes Mal bedeutet das eine zweimalige Störung seiner Ruhe. An der Tür stand jedoch niemand mit einem Paket, sondern seine Nachbarin von gegenüber, Sabine Sander.

„Herr Dittmann, sie müssen sofort mit mir kommen.“
„Guten Morgen Frau Sander. Sie sind schon zurück?“

Dittmann musste sich eingestehen, nicht mehr zu wissen, wohin seine Nachbarin verreist war. Vielleicht hatte sie es ihm auch gar nicht gesagt. Beim nachdenken über den Urlaub von Sander übersah Dittmann fast, wie bleich die Frau vor ihm aussah.

„Es ist etwas schreckliches mit Frau Doll passiert. Die Tür zu ihrer Wohnung ist auf. Dabei wollte ich nur meinen Wohnungsschlüssel von ihr abholen. Gerade eben erst bin ich vom Flughafen. In Indien war es noch so warm.“

Dittmann sah, dass Sander immer noch einen Koffer in der Hand hielt.

„Wollen sie nicht erstmal reinkommen?“

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