Wenn Autoren ihren Figuren etwas Luft lassen, dann gehen diese wie ganz normale Menschen auch einer Freizeitbeschäftigung nach. Ein Ermittler, der 24 Stunden am Tag im Dienst ist, wirkt unglaubwürdig.
Innerhalb einer Handlung erfüllen die Freizeitaktivitäten der Figuren mehrere Zwecke. Sie dienen vordergründig dazu, der Figur mehr Tiefe zu verleihen. Gleichzeitig lässt sich damit sehr dosiert an der Spannung schrauben. Bezogen auf dem Krimi lässt sich zudem die Freizeit der Figur auch noch dazu verwenden, um auf ein anderen Ebene den Fall weiter voran zu treiben.
Stellen wir uns einen Mordfall in einem Dorf vor. Sowohl der Protagonist als auch der Mörder, der dem Leser noch nicht bekannt ist, wohnen und leben im Dorf. Beide sind Mitglieder im Schützenverein, Kegelclub oder ähnliches. In einer Szene treffen beide Figuren, die sich bereits kennen, aufeinander. Möglicherweise hat der Ermittler bereits einen Anfangsverdacht. Dem Leser wird ein Dialog präsentiert, bei dem sich zwischen den Zeilen bereits der Konflikt der Figuren abzeichnet. Oder aber der einer der Figuren weiß mehr als die andere und nutzt den Vorteil für sich aus.
Erst in einem späteren Kapitel erschließt sich dann der eigentlich Sinn der Szene. Denkbar ist auch, dass der Ermittler, während er einem Hobby nachgeht, auf neue Ideen kommt, die später dazu führen, den Fall aus einer anderen Perspektive neu zu betrachten. Oder aber das Hobby dient als Metapher.
KOK Frank Roth genoss die Ruhe um diese Uhrzeit. Angestoßen von den Wellen bewegte sich der Schwimmer auf dem Wasser. Roth befestigte seine Angel in der Halterung, um sich noch einen Tee aus der Thermoskanne einzugießen. Wie er sich kannte, würden es auch heute nur kleine Fische werden. In den letzten Jahren hatte er noch nie etwas großes an Land gezogen.
Hier geht es nicht nur um das Angeln, sondern auch um die von Roth bearbeitet bisherigen Fälle. Die Szene am Wasser kann man auch überleiten zur nächsten mit dem Fund einer Wasserleiche.
Egal welche Freizeitaktivität oder welches Hobby eine Figur verpasst bekommt, es sollte etwas sein, womit sich der Autor auskennt. Entweder durch eigene Erfahrung oder sorgfältige Recherche – wobei das eigentlich schon selbstverständlich sein sollte.