Je länger ich mich mit der elektronischen Verwaltung von Aufgaben und Projekten beschäftige, desto deutlicher tritt hervor, was nicht meinen Bedürfnissen entspricht. Menschen sind keine Liste und denken auch nicht so. Aus diesem Grund scheitere ich auch immer, wenn ich sogenannte To-Do Applikation verwenden.
An meine Phase mit Things kann ich mich noch gut erinnern. Abgesehen von der damals fehlende Sychronisation im Hintergrund (nur manueller Abgleich war möglich) gab es mehrere Dinge, die mir fehlten bzw. die ich „nicht richtig“ machte. Anstehende Aufgaben sind niemals isoliert zu betrachten, denn sie haben nicht nur ein Fälligkeitsdatum, sondern auch eine Dauer. Das ist wichtig, um realistisch abschätzen zu können, wie viel man an einem Tag erledigen kann.
Wesentlich schwerwiegender jedoch war der „Missbrauch“ der Applikation durch mich. Ich habe dort auch Gedanken und Notizen gespeichert, die zu einer Aufgabe oder einem Projekt dazu gehören. Dafür ist Things genau wie das vorgestern erschienene Wunderlist 2 nicht gedacht. Mit letzterem lassen sich vermutlich, wenn der Server nicht gerade überlastet ist, nicht nur Aufgaben und Projekte anlegen, sondern auch verteilt mit anderen Freuden und Bekannten arbeitet. Die Frage dabei ist, ob man das möchte. Ob es wirklich der eigenen Produktivität dient, wenn man mit E-Mails oder Push-Benachrichtigungen penetriert wird.
Mein persönliches Grundproblem betrifft nicht nur die bereits erwähnten Anwendungen, sondern viele andere auch. Einen Einkaufszettel kann ich noch in Form einer Liste abbilden, alles andere fällt mir wesentlich schwerer. Das ist der Grund, warum ich mit zunehmender Nutzung von Evernote zur Überzeugung gelangt bin, genau damit auch meine ideale Aufgabenverwaltung zu haben. Durch die Verlinkung von Dateien schaffe ich mir genau den Zusammenhang, den ich brauche.
Ein Beispiel dazu aus den letzten Tage. Mein Blog hat, wie unschwer zu erkennen ist, ein neues Theme verpasst bekommen. Die Aufgabe wäre entsprechend einfach formuliert. Um diese Aufgabe zu erledigen, reicht es als To-Do aber nicht aus. Selbst wenn ich draus ein Projekt mit Unterschritten gemacht hätte, fehlte was wichtiges bei der Umsetzung: das notwendige Wissen, das an die Erledigung der Aufgabe gebunden ist. PHP-Schnipsel zur Anpassung, Einstellungen, andere Themes, die Infrage kommen. Grundsätzliches zu WordPress, was ich mir erarbeitet und abgespeichert habe – Wissen, welches über dieses eine Projekt hinaus geht. Nach Abschluss des Projektes bleiben die verlinkten Notizen bestehen, sie sind nur nicht mehr in diesem Projekt verlinkt. Mehre Aufgaben oder Projekte können die gleichen Referenzen haben.
Am Anfang und Ende eines Tages steht jeweils immer das durchsehen der Aufgaben und die Planung. Mit der Zeit geht dieses Review-Prozess in Fleisch und Blut über. Erinnerungen an fällige Aufgabe gibt es allerdings nicht – genau das ist aber auch gut so, weil beim mir das eher zu einer Blockade führt. Über die Ausgestaltung meines Tages möchte ich die Kontrolle behalten. Lange To-Do Listen machen alles andere als Spaß. Es führt bei mir vor allem regelmäßig dazu, dass ich Aufgaben auf den Sankt Nimmerleinstag verschiebe, nur um Ruhe zu haben.
Noch ein etwas zu Wunderlist 2, was mir überhaupt nicht gefällt. Die Applikation und der Dienst sind kostenlos. Was für den einen vielleicht verlockend klingt, sieht für mich erstmal wie ein fehlendes Geschäftsmodel aus. Wie heisst es so schön: Wenn etwas kostenlos ist, sollte man hinterfragen, ob man nicht selber das Produkt ist.