Am Ende des NaNoWriMo steht kein Topf mit Gold, sondern wartet ein Berg voll Arbeit auf die Autorinnen und Autoren. Was man im November geschrieben hat, ist nichts anderes als der erste Entwurf eines Romans.
Daher lohnt es sich auch nicht, Veröffentlichung über Amazon CreateSpace oder die Inanspruchnahme eines Print-on-demand Dienstleisters nachzudenken. Die beste Empfehlung für den Dezember laute daher, den Advent zu genießen und den Text erstmal ruhen zu lassen. Nach meinem allersten NaNoWriMo brannte in mir noch die Überzeugung, ein fertiges Werk in den Händen zu halten, was unbedingt für Freunde, Verwandte und Bekannte gedruckt werden muss. Das Ergebnis dank LaTeX auch ordentlich aus, wenn man mal vom Inhalt absieht. Neben zahlreichen Tippfehler gibt es NaNoWriMo-typisch zahlreiche Bruchstellen, Unstimmigkeiten und Sprünge. Man lernt durch Schmerzen.
Die Tage bis Weinachten werde ich daher ganz bewusst nicht am NaNoWriMo-Roman arbeiten. Dafür gönnen ich mir eine wohl verdiente Pause, die ich unter anderem nutze, um meinen Wissensspeicher aufzufüllen. Neben Schreibratgebern, die ich schon immer mal gelesen haben wollte und kriminalistischer Fachliteratur gehört auch reine Unterhaltung dazu. Wobei bei Autoren ist nie etwas nur reine Unterhaltung. Fast alles lässt sich auch für die eigene Arbeit gebrauchen und mit „Recherche“ rechtfertigen.
„Wie so ist du denn ein dickes Stück Sahnetorte, ich dachte du wolltest abnehmen?“
„Mach ich auch, dass hier dient nur der Recherche für meinen neuen Roman.“
Die Tage vor Weihnachten nutze ich für ein abendliches Filmprogramm der besonderen Art. Jeden Abend einen James Bond, dass ergibt bei 23 Filmen fast schon einen Adventskalender. Angeschaut werden die Filme streng chronologisch. Die ersten liegen schon hinter mir, man lebt halt nur zwei mal und durch andere Termine musste der „Adventskalender“ etwas vorgezogen werden – was auch damit zusammenhängt, dass ich gerade 30 Tage kostenlos Streamingvideo teste.
Für Autoren ist James Bond eine wahre Fundgrube. Seit 50 Jahren läuft die „Serie“ mit anhaltendem Erfolg. Zumindest bei den ersten fünf Teilen ist es immer die selbe Rezeptur, aus der die Handlung zusammengestrickt wurde. Die Figur des James Bond durchläuft dabei keinerlei Entwicklung. Seine „Fälle“, der Kampf gegen einen besonders bösen Bösewicht, ähneln sich. Dabei bleibt seltsam im unklaren, warum der Antagonist so handelt, wie er handelt. Weltherrschaft. Eine Nummer kleiner geht es bei Bond nicht. Und trotzdem faszinieren einen die Filme. Während man als Kind / Jugendlicher noch sein Augenmerk auf die coolen Gadgets richtetet, mit denen Q den Doppelnull-Agenten ausrüstet, schaut man als Erwachsene auf die vielen Details am Rande. Es fällt dabei auf, mit wie wenigen und auch noch schlechten Dialogen die Filme auskommen. Einzig ein paar Sprüche bleiben dauerhaft hängen:
„Erwarten Sie von mir, dass ich rede?“
„Nein, Mr. Bond, ich erwarte von Ihnen, dass sie sterben!“
Goldfinger zu Bond in: ‚Goldfinger‘
Das hat wirklich Stil. Unangenehm ist dagegen das in den (zumindest ersten fünf) vermittelte Frauenbild. Nein heisst bei Bond grundsätzlich ja. Auch wenn die Frauen Widerstand leisten, Bond nimmt sich das was er will mit Gewalt.
Verstehen lässt sich das nur, wenn man den Kontext der Zeit berücksichtigt – was aber die Sache kaum besser macht. Für Autoren wiederum ergibt daraus ein Punkt, den es zu überlegen gilt, sofern sie nicht historische Romane oder Science-Fiction (mit möglichst großem Abstand zum jetzt) schreiben. Es sei denn, man erschafft einen Klassiker. So wie Ian Fleming.
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