Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Bei der Arbeit an meinem derzeitigen Krimi, die auch über den NaNoWriMo hinausgeht, ist mir gerade auch im Hinblick auf die Fortsetzung etwas aufgefallen. Um das besser zu verstehen, muss man sich verdeutlichen, welche zwei unterschiedlichen Plot-Typen es gibt.

Auf der einen Seite stehen die Handlungsgetriebene Plots (vgl. DSFopedia), in der die Figuren auf die Einflüsse von Außen reagieren. Üblicherweise müssen sich hier die Figuren nicht entwickeln, können es aber. Insbesondere bei Krimi-Serien wird dies sogar von den Hauptfiguren erwartet.

Der Gegenpol dazu sin die charaktergetriebene Plots. Im Vordergrund steht hier explizit eine innere Entwicklung der Figur – wobei es auch Ausnahmen gibt, bei denen der Protagonist eben nichts dazu lernt und am Ende wieder zum Ausgangspunkt gelangt.

Die beiden Plot-Arten lassen sich nicht pauschal der Belletristik oder „gehobenen“ Literatur zuordnen (wobei dieser Einteilung auch etwas typische deutsches anhaftet). Eine Grundsatzdiskussion möchte ich an dieser Stelle jedoch vermeiden. Mir geht es in erster Linie um die anfänglich angedeutet Beobachtung. Im Fokus meiner Serie stehen jetzt, am Ende des zweiten Krimis, zwei Ermittler. Ein Kriminalkommissar, der bereits im ersten Teil eingeführt wurde und seine Kollegin, die ich dieses Jahr hinzugefügt habe. Auf Grund der Vorgeschichte aus dem ersten Teil ist die jüngere Polizisten künftig die Vorgesetzt des älteren Kollegen. Das bietet viel Potential für Konflikte. Gleichzeitig habe ich auch schon Ideen, wie ich die beiden Figuren weiterführen werde. Dazu gehört auch, wie sich ihre jeweilige Vorgeschichte noch auf folgende Handlungen auswirken wird und wie sich die Figuren entwickeln werden. Das sie sich entwickeln werden, steht außer Frage.

Kommen wir aber zu meinem Problemfall. Mein Kommissar hat seit seinem ersten Fall einen „Sidekick“, einen Polizisten, der auf Grund einer Einschränkung zwar ein gute Figur für Situationskomik ist, aber leider keinerlei Entwicklungspotential besitzt. Dieses Figur kann sich auch Grund der Eigenschaften, die ich ihr verpasst habe, nicht entwickeln. Eher würde sich ihr Zustand weiter verschlechtern. Nach zwei Krimis, in denen sie aufgetaucht ist, steht für mich fest, dass bei ihr etwas die Luft raus ist. Sie über einen dritten Fall hinaus weiterzuführen erscheint mir wenig sinnvoll. Schließlich soll dem Leser (und auch mir als Autor) etwas neues geboten werden.

Einfach so verschwinden zu lassen, erscheint mir etwas zu billig. Dafür habe ich die Figur ein Stück weit auch zu lieb als das ich ihr so ein Ende antun würde. Was macht man dann also mit so einer Figur? Vermutlich genau das, was auch in Fernsehserien passiert. Sie wird aus der Serie herausgeschrieben, am besten mit einem Abgang, der in Erinnerung bleibt. Wie das Ende der Figur aussehen wird, weiss ich bereits. Der Leser wird sich noch etwas gedulden müssen, schließlich muss ich erstmal den ersten Krimi an den Mann bzw. Verlag bringen.

Eine Antwort

  1. Es ist schon erstaunlich, dass sich Figuren auch während der kreativen Arbeit beim Schreiben irgendwie verbrauchen können. Als Außenstehender hätte ich erstmal gedacht, dass man als Auto einer Figur immer neue Facetten geben kann. Aber so, wie es beschrieben ist, scheint mir das Potenzial auch ausgereizt. Hut ab zu der Erkenntnis, manchmal muss man sich einfach von Altbewährtem trennen, um Platz für etwas Neues, Besseres zu schaffen!

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