Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Das große Ziel immer vor Augen im NaNoWriMo führt vielleicht zu Erfolg, kann aber auch Folgen haben. Letztes Jahr habe ich erst im Dezember begriffen, wie stark ich mit meinen Nerven durch war.

Auch diesmal fordert das Schreiben seinen Preis. Besonders heute, wo ich nicht das Wetter vorschieben konnte, zeigte sich bei mir doch schon eine Tendenz zur Müdigkeit. Kennt vermutlich jeder andere Teilnehmer am NaNoWriMo in der einen oder anderen Ausprägung auch. Es sind noch fünf Tage, dann ist der Monat zu Ende. So gesehen bekommt Winterschlaf auch für Autoren eine spannende Bedeutung.

Fatal ist allerdings, die Erholung vollständig auf die Zeit nach dem NaNoWriMo zu verschieben. So gut eine Schreibphase auch laufen mag, es ist wichtig, sie rechtzeitig zu unterbrechen, sich vielleicht noch einen Gedanken, den man unbedingt zu ende bringen wollte, in Stickpunkte notieren. Wenn einem das nicht mehr gelingt, ist es höchste Zeit für eine Pause. Es besteht die Gefahr des sich Leerschreibens. Nicht im therapeutischen positiven Sinn, sondern in seiner negativen Bedeutung. Schwafelsätze sind die Vorstufe, danach reiht man noch sinnlose Sätze aneinander, die Figuren treten auf der Stelle, es passiert nichts mehr in der Szene. Es gibt durchaus die Meinung, so ein Tief lässt sich durch einfaches Weiterschreiben überwinden, man müsse nur im Fluss bleiben. Für manche mag das zutreffen, andere aber gelangen, wenn sie weiter machen, an einen Punkt, wo es einfach nicht mehr weiter geht. Dabei stiegt die Unzufriedenheit mit der eigenen Geschichte, bis man Ende kurz davor ist, alles bisherige zu löschen.

Eine gute Geschichte kann man nicht vor die Wand fahren, es kann lediglich passieren, dass man in eine Sackgasse fährt. Wenn die dann noch eine Einbahnstraße ist, hat man lediglich das Gefühl, vor die Wand gefahren zu sein. Dabei ist man doch Autor. So eine Sackgasse ist reine Fiktion. Wir können uns genauso, wie wir uns gerade eben diese Sackgasse vorgestellt haben, etwas ganz anderes ausdenken und uns einfach in die nächste Straße teleportieren, zaubern versetzten oder sonst was (Krimi-Autoren die Wert auf Realismus legen, wenden einfach regelwidrig).

Nach einer Pause von mindestens 30 Minuten setzten wir uns dann erneut an unsere Geschichte. Die Sackgasse liegt wo anders, interessiert auch gar nicht mehr. Es wird einfach mit dem nächsten Kapitel angefangen. Dagegen kann man natürlich einwenden, in dem Kapitel, was uns in die Sackgasse geführt hat, müsste doch diese oder jeden Dinge passieren, bevor man mit einem anderen Kapitel weiter machen kann. Wunderbar. Genau diese Dinge am Rand notieren und trotzdem mit dem neuen Kapitel anfangen. Je mehr einem beim schreiben daran einfällt, was vorher passiert sein sollte, desto besser. Damit hat man später bei der Überarbeitung genau das Mittel in der Hand, wenn man sich die Sackgasse wieder vornimmt.

Um es noch mal zu betonen: wichtig ist es, rechtzeitig aufzuhören, wenn man merkt, dass der Schreibfluss ins Stocken gerät. Vielleicht ist das nicht gut für den Word count. Aber der sollte uns nach 25 Tagen nicht mehr so wichtig sein wie das erzählen eine guten Geschichte. Wer einmal den Zustand des Weißen Rauschens im Kopf erreicht hat, wo einem nichts mehr bezogen auf die Geschichte einfällt, wird dort nicht ohne Hilfe herauskommen.

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