Als Krimi-Autor hat man die Aufgabe, den Erwartungen seiner späteren Leser zu entsprechend. Dazu gehört auch, Leichen in der Handlung unter zu bringen. Nur die allerwenigsten werden jemals selber einen Mord begangen haben – hoffen wir zumindest.
Man schreibt daher von etwas, was man aus eigener Erfahrung nicht kennt. Beim Auffindung der Leiche durch die Ermittler kann man sich einiges anlesen oder Polizeibeamte, sofern verfügbar, ausfragen. Je deutlicher man bei den Beschreibungen in die Tiefe gehen will, desto mehr Arbeit ist damit verbunden. Wenn das Opfer von einem Auto angefahren wurde und es zu einer Fraktur des Halswirbels kam, sollte man wissen, was so etwas bewirkt. Im Rahmen des NaNoWriMo können hier zunächst Lücken entstehen, die, sofern nicht relevant für die weitere Handlung, unproblematisch sind. Ärzte helfen hier mitunter oder befreundete Biologie-Lehrer. Wer über einen robusten Magen verfügt, kann sich auch schon man mit Handbüchern der Rechtsmedizin auseinander setzen – der „Blick ins Buch“ ist für empfindliche Zeitgenossen nicht zu empfehlen. Für jemanden wie mich, der kein Blut sehen kann, schon einer Herausforderung.
Damit es eine Leiche gibt, die Lage, Fundort und ähnliches beschrieben werden kann, bedarf es einer lebendsverändernden Tat. Gemeint ist der Mord selber. Autoren können geschickt um die Stelle herum navigieren, wenn sie die Perspektive des Opfers und / oder Mörders komplett aussparen. Die Behauptung, man würde sich damit einen Teil des Spaßes nehmen, ist hier allerdings fehl am Platz. Es geht im wahrsten Sinne des Wortes um ein todernstes Thema. Findet denn ein Mord statt, den man auch beschreiben möchte, dann sollte man sich gut überlegen, welche Tatwaffe in Frage kommt. Pistolen liegen nicht einfach in der Gegend herum und warten darauf, dass sie bei Bedarf benutzt werden. Das deutsche Waffengesetzt zieht enge Grenzen, die man als Krimi-Autor nicht ignorieren sollte. Geeignet sind als Unfall getarnte Morde, gerne auch das Herunterstoßen von irgendetwas, auch wenn es etwa zu gewöhnlich für einen Krimi ist. Strangulieren geht mit vielen Gegenständen. Dabei ist aber mit erheblicher Gegenwehr des Opfers zu rechnen. Zudem ist es ein sehr persönlich, körperbetonte Art der Tötung, wie ein Angriff mit einem Messer. Der Schuss aus einer Pistole ist distanziert. Es ist ist nicht ohne Grund eine Distanz-Waffe.
Beim näher kommen stieß er an den Tisch, die Flasche drohte herunterzufallen. Rechtzeitig griff er sie und hielt sie fest umklammert. Sie hörte nicht auf, ihn zu beleidigen. Das Glas der Flasche in seiner Hand wog schwerer als ihre Worte und traf sie mitten ins Gesicht.
Hier kommt die Mordwaffe durch ein Missgeschick des Täters ins Spiel, es ergibt sich organisch aus dem Rest der Szene. Was der Autor jetzt draus macht, hängt wieder vom persönlichen Geschmack ab. Man kann hier unterbrechen und mit dem Fund der Toten wieder einsetzen. Oder man beschreibt weiter, was passiert, frei nach dem Motto ‚Show, don’t tell‘.
Schön ist so ein Mord nicht und er führt nicht zu ‚a scheene Leich‘, ganz im Gegenteil. Man kann sich seine Leichen nicht aussuchen, auch nicht als Krimi-Autor. Es sei denn, mann möchte langweilige Geschichten schreiben.