Im NaNoWriMo zu schreiben bedeutet unter größerem zeitlichen Druck als sonst zu schreiben. Der word count will täglich aktualisiert werden. Dabei kommt man manchmal mit kleineren Details in der Handlung durcheinander. Selbst wenn man vorher einen Plot ausgearbeitet hat, schützt einen das nicht immer davor.
So passiert es mir regelmäßig, dass ich trotz Vorbereitung bei den Nebenfiguren die Übersicht verlieren. Kapitel vorher wurde eine eingeführt, die später wieder auftaucht. Wenn man sich nicht den Namen notiert hat, sucht man in dem, was man bereits geschrieben hat oder verwendet einen Platzhalter. Die Gefahr hier besteht lediglich darin, später bei der Überarbeitung diese Stelle zu überlesen. In Scrivener behelfe ich mir mit Inlinekommentaren, die sich über ein Tastaturkürzel schnell einfügen lassen. Das wirf mich nicht aus dem Schreibfluss, ich bekomme die Grübelei über die Figur aus dem Kopf und kann mir zudem sicher sein, später die Stelle nicht zu übersehen. Mittlerweile habe ich einen DIN-A4-Blatt, auf dem alle auftauchenden Figuren egal wie unwichtig sie sind, notiert sind.
Anstrengender wird es, wenn es um Vorlieben oder Abneigungen geht. Die sind mitunter wichtig für den Handlungsverlauf. Einen passionierten Biertrinker kann ich nicht in ein Weingeschäft schicken, wo er sich ein Fachgespräch mit dem Verkäufer liefert. Sicher, das geht schon, aber das ist auch eine Frage der Glaubwürdigkeit. Manchmal bekommt man es hin, manchmal auch nicht. Ob eine Figur Single ist und abends alleine vorm Fernseher sitzt oder bereits im Flur vom Essensduft überrascht wird, weil der Lebenspartner gekocht, spielt auch eine Rolle. Genauso wie Haustiere. Ein Hund sollte auch ein paar Kapitel später nicht zur Katze werden. Bei der Vorbereitung legt man für so was einen Figurenbogen an. Mein Ding ist das nicht. Figurenbögen passen ins Rollenspiel, nicht aber in meinen Roman. Sie legen mich beim schreiben zu sehr fest.
Wenn durcheinander kommt, dann passiert es eben und man lässt es auch einfach zu. Denn der wichtigste Punkt beim NaNoWriMo ist, eben nicht zurück zu blättern und in vorherigen Kapitel noch mal nachlesen, was man dort geschrieben hat. Zu groß ist dabei die Gefahr, dass sich der innere Kritiker losreisst. Und dann hat man ein echtes Problem. Also lieber kurz eine Anmerkung notieren. Wer von Hand schreibt, kann einen anderen Stift verwenden, die Anmerkung in geschweifte Klammern setzen oder in Großbuchstaben schreiben. Bei Word würde ich das auch so machen, aber ich kennen mich mit dem Programm zugegebenermaßen auch nicht aus. Vielleicht gibt es ja dort auch einen schnellen Tastaturbefehl.
Das Wichtigste ist, um es noch mal zu betonen, den Schreibprozess nicht zu unterbrechen. Man hat oft genügen Mühe damit, ihn in Gang zu setzen, also sollte man nicht zu viel Energie auf Details verschwenden. Bei mir tauchte heute die Frage nach dem Namen der Lokalzeitung auf, die ich bereits letzte Woche in einem Kapitel erwähnt habe. Die Suchfunktion nützt da nichts und wer von Hand schreibt, kann nicht mal darauf zugreifen. Beim schreiben des Kapitels letzte Woche wusste ich auch noch nicht, dass ich den Namen der Zeitung noch mal brauchen würde. So was passiert eben auch jemanden, der plottet.
Im Kapitel von heute rief dann mein Antagonist bei genau der Zeitung an, um mit einem Redakteur über einen Gastartikel zu sprechen. Die Zeitung mit dem Lokalteil aus Wesel. Ziemlich unelegant, wenn man vorher einen Namen dafür hatte. Mein Antagonist leidet auch nicht an Demenz (zumindest er nicht). Ich habe dann ein kurzes Stichwort notiert für die Überarbeitung und einfach weitergeschrieben.
Während des NaNoWriMo gibt es diesen einen Satz, den ich mir selber auch immer wieder sagen muss:
Du schreibst einen ersten Entwurf.
Genau so ist es. Perfektionsversuche sollten daher auf später verschoben werden.