Im NaNoWriMo freuen sich die meisten der Schreibenden darüber, wenn man ihnen mit Tipps auf die Sprünge hilft. Allerdings sollte man die Packungsbeilage beachten, denn es gibt Tipps und „Tipps“. Letztere helfen nicht, sondern können sogar am schreiben hindern.
Was für den einen genau das Richtig sein mag, ist für andere vielleicht Auslöser einer ernsthaften Schreibblockade. Die per Mail verschickten aufmunternden Worte (engl. Pep-Talk) sind daher kein Allheilmittel. Word Wars, der Wettkampf in Echtzeit mit anderen kann für einige von uns funktionieren, um die Anzahl ihrer geschrieben Wörter zu erhöhen. Beim mir, und ich bin mir sicher, damit nicht der Einzige zu sein, würde das nur dazu führen, dass ich keinen Satz mehr zustanden bringe. Ein Roman schreiben ist ein Wettkampf mit sicher selber, nicht mit anderen. Zumindest ist das mein Standpunkt. Damit man dauerhaft Erfolg bei seinen Schreibprojekten hat, ist man auf intrinsische Motivation angewiesen. Ziel des eigenen Schreibens ist das Schreiben selber, nicht das Erreichen einer bestimmten Wortzahl, denn das ist eine extrinsische Motivation.
Die Empfehlung, sich ausgerecht im NaNoWriMo einen Twitter-Account zu zulegen halte ich persönlich für das Beste, was man einem angehenden Autor raten kann, um ihn vom schreiben abzuhalten. Twitter ist ein Aufmerksamkeitskiller. Gerade wer Schwierigkeiten hat, sich zu konzentrieren, benötigt keine zusätzliche Ablenkung. Über Twitter hinaus ist natürlich auch das Internet eine ständige Quelle der Ablenkung. Einige Autoren, die bereits Veröffentlichungen vorzuweisen haben, besitzen zwei Computer. Einen für die Recherche mit Internetzugang und ein Gerät, was lediglich offline ist. Oder sie schreiben ihren ersten Entwurf von Hand. Soweit muss man aber nicht gehen, denn mit einfachen Mittel reicht ein Rechner aus, an dem man auch ins Internet kann, wenn man nicht gerade schreibt (und man kann mir ruhig glauben, keine Recherche ist so dringen, dass sie nicht auch warten kann, bis man sein tägliches Pensum erreicht hat). Ich selber habe sehr gute Erfahrungen mit einem Tool namens Macfreedom (Mac und Windows Version verfügbar) gemacht, über das ich letztes Jahr bereits berichtet habe. Offline sein kann auch mal Luxus sein, den man sich zum schreiben gönnen darf. Ein weitere Möglichkeit sich besser auf eine Tätigkeit konzentrieren zu, ist die Pomodoro Technik. Hier gilt auch wie bei allem anderen, dass genau das gut ist, was einem selber hilft.
Sich in NaNoWriMo-Forum einzubringen, würde ich nur dann empfehlen, wenn einem auch klar ist, dass es von der eigenen Zeit abgeht. Wer im Plan liegt, kann sich gerne engagieren. Den Threads in denen man einfach nur abhängt oder sich gegenseitig auf die Schulter klopft, möchte ich gar nicht ihre Berechtigung streitig machen. Helfen tun mir persönlich Threads, in denen es um konkrete Fragen geht.
Sich zusätzlich noch für andere Sachen anzumelden, so nützlich sie einem auch auf den ersten Blick erscheinen, es lenkt nur wieder ab. Konzentration auf das Wesentlich. Den Satz kann man sich auch gerne ausdrucken und dort hinhängen, wo man schreibt. Das „ja, aber“ ist wahrscheinlich bis zum lesen dieses Satzes immer größer geworden. Was die Einwände angeht, habe ich ein Lieblingszitat:
Wer etwas will, suchte Wege. Wer etwas nicht will, sucht Gründe.
Auf uns Autoren und Schreibende im NaNoWriMo trifft das im besonderen Maße zu. Natürlich gib es auch Phasen beim schreiben, wo die Wörter mal nicht so fließen, wie man sich das erhofft. Je stärker man sich dann darauf konzentriert, desto größer wird das Problem. Hier gilt es, mit anderen Mitteln den Knoten gezielt aufzulösen. Entweder durch die Unterbrechung des eigentlichen Schreibprozesses und der Verschriftlichung der aktuellen Problemes. Oder man schafft es, die Dinge die einen gerade beschäftigen und drohen vom schreiben abzuhalten, in den Kontext einzubauen. Zugegeben, es hängt auch etwas vom Genre ab. Ein zu Lauter Fernseher des Nachbar lässt sich nicht in eine Fantasy Geschichte einbauen, so sehr einen das auch gerade aufregt.
Vielleicht doch? Das ist kein Fernseher, sondern eine Gruppe Gnome in der Kammer über dem Zimmer unseres Protagonisten, die grade ein Theaterstück lauthals proben. Zumindest solange, bis unser Held endgültig genug und – das kann jetzt jeder selber fortsetzen.
Es mag ein schönes Gefühl sein, in einem Monat zu schreiben, wo tausende Menschen rund um den Globus genau das auch machen. Der NaNoWriMo verbindet auf diese Weise. Es wäre aber falsch, schreiben als Gruppenerlebnis zu bezeichnen. Jeder von uns schreibt für sich alleine und muss trotz aller Tipps und „Tipps“ seine Kämpfe selber austragen.