Die Bertelsmann Stiftung veröffentlichte gestern ihre Studie „Schulformwechsel in Deutschland„, welche sich mit der Durchlässigkeit und Selektion des Schulsystemes innerhalb der Sekundarstufe I beschäftigt.
Die Ergebnisse sind ernüchternd, aber leider nicht neu. Der Anteil derjenige, Schülerinnen und Schüler, die sich bei einem Wechsel der Schulform verschlechtern, beträgt demnach 58,4 Prozent. Die Durchlässigkeit des Schulsystems scheint vor allem in eine Richtung zu bestehen: nach unten. An dem Zustand hat sich seit Jahrzehnten nichts geändert.
Ein Punkt in der Studie dürfte auf jeden Fall für Diskussionsstoff sorgen:
Mehrgliedrige Bundesländer, in denen die Hauptschule nur noch eine sehr geringe Bedeutung hat, zeichnen sich durch ungünstige Verhältnisse von Aufstieg zu Abstieg aus.
Quelle: Schulformwechsel in Deutschland, S. 14
Die Hauptschule ist demnach insbesondere dort eine „Resteschule“, wo sie entsprechend als solche empfunden wird. Wenn möglich, wird das Kind auf das Gymnasium geschickt, auch erstmal unabhängig davon, ob es damit überfordert sein wird oder nicht. Die Autoren der Studie betonen, dass für die Offenheit des Bildungswesen vor allem alternative Wege zum Abitur notwendig seien.
Deutlich wird durch die Studie auch, wie sehr die deutsche Bildungslandschaft einem Flickenteppich ähnelt. Ob die Bildungshoheit der Länder für die Schülerinnen und Schüler wirklich das Beste ist, darf bezweifelt werden. In welcher Weise einzelnen Reformen den derzeitigen Zustand verbessern werden, ist noch nicht erkennbar. Dafür sieht man um so deutlicher, wer die Leittragenden halbgarer Umgestaltungen sind. Gerade auch in Nordrhein-Westfalen hat man sich mit der Einführung der Sekundarschule keinen besonders guten Dienst erwiesen.
Wie der Kölner Stadt-Anzeiger in seiner heutigen Ausgabe berichtet, gab es seitens des Philologenverband (der überwiegend Gymnasiallehrer vertritt) Kritik an der Studie. Es sei ein „methodisch sehr verengter Ansatz“, da man sich lediglich auf die Jahrgangsstufen 5 bis 10 konzentriert habe. Die Kritik ist, so muss man sagen, nicht ganz von der Hand zu weisen. Ein Wechsel nach Abschluss einer Schulform auf das Gymnasium ist bei entsprechender Eignung möglich. Solche Aufsteiger gehören dann aber eben zur Sekundarstufe II. Allerdings wurde in der Vergangenheit immer wieder betont, wie gering der Anteil von Schülerinnen und Schüler ist, die nach Abschluss der 10. Klasse auf einer Haupt- oder Realschule danach nicht nur auf ein Gymnasium wechseln, sondern auch erfolgreich ihr Abitur bestehen. Durch die Einführung der G8 im Gymnasium dürfte der Wechsel erheblich schwieriger geworden sein.