Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Ausgerechnet Bundesbildungsministerin Annette Schavan soll bei ihrer Doktorarbeit nicht ganz so genau vorgegangen sein, um es mal so zu nennen. Genaues weiss man noch nicht, eine offizielle Stellungnahme steht aus.

Genau jene Frau, die im Fall Guttenberg öffentliches Fremdschämen zur Schau gestellt hatte. Angela Merkel jedenfalls hat sich vorsichtshalber schon mal hinter ihre Bildungsministerin gestellt. Das ist im Zweifel auch die beste Position, um zu einem kräftigen Tritt auszuholen. Die Opposition im Bundestag ist bezüglich ihrer Reaktionen noch gespalten. Soll man den Kopf von Schavan fordern oder lieber an Splitter und Balken denken? Einfach haben es diejenigen ganz ohne akademische Titel.

Vielleicht ist es an der Zeit, generell über diese Titel nachzudenken. Lassen wir, egal wie sie wirklich zu ihrem Titel gekommen ist, Schavan ihren Doktor behalten. Im Gegenzug werden dafür alle Titel offiziell in Deutschland anerkannt, die man sich für großes oder kleines Geld im Internet kaufen kann – das wäre dann auf jeden Fall demokratisch.

Nehmen wir diese Sache mal für einen Moment ernst. Dann schwebt die Frage in den Raum, welchen Zweck Titel überhaupt erfüllen. Dienen sie als Signal, dass man jetzt etwas besseres ist, etwas geleistet hat im Leben? Ich denke nicht. Mir persönlich sind schon Doktoren über den Weg gelaufen, die ihren akademischen Grad über ein exotisches Pferdethema erlangt haben. Wenn Titel eine Auszeichnung sein sollten, dann wäre es angebracht, diese nur im Zusammenhang mit einem erbrachten gesellschaftlichen Nutzen zu verleihen. Am einfachsten ist es, die Titel dort zu lassen, wo sie hingehören: in den akademischen Betrieb, so wie es in anderen Ländern auch der Fall ist. Das so ein Titel im Personalausweis eingetragen werden kann inDeutschland, ist mehr als unverständlich. So lange aber der Glaube hierzulande herrscht, sich mit einem Titel auf der Karte Türen öffnen zu können, wird es auch Menschen geben, die versuchen werden, ohne größere Mühen an einen Titel zu kommen. Mitunter steckten da auch eine gehörige Portion Verzweiflung und mangelndes Selbstwertgefühl hinter.

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