Leseproben von Büchern sollen eigentlich dazu dienen, neugierig zu machen. Das gilt besonders dann, wenn ein Verlag damit wirbt. Bei der Probe von „Er ist wieder da“ ist das zumindest was mich als Leser betrifft, nicht gelungen.
Aber der Reihe nach. Bereits das Cover von „Er ist wieder da“ des Autors Timur Vermes illustriert, um welche Person es geht. In der Beschreibung heisst es dann dazu:
Sommer 2011. Adolf Hitler erwacht auf einem leeren Grundstück in Berlin-Mitte.
Das kann man originell finden, muss man aber nicht. Ob man über Hitler lachen kann oder ob man ihn zum Gegenstand einer Satire machen darf – das muss nicht beantwortet werden. Um es mit einem Zitat von Friedrich Dürrenmat zu sagen: „Uns kommt nur noch die Komödie bei.“
Beschrieben wird „Er ist wieder da“ als bitterböse Satire. Mein Verständnis von dem, was Satire ist, weicht aber vom Leseeindruck ab. Vermes Hitler ist mehr eine schnell herunter geschriebene Comedy-Version, die es knapp über Hummeldumm-Niveau schafft. Den Sätzen von Vermes fehlt es nicht nur an Einfallsreichtum, sonder man hat die ganze Zeit das Gefühl, sich durch eine Ansammlung von Versatzstücken zu lesen:
Erwachen in Deutschland
Das Volk hat mich wohl am meisten überrascht. Nun habe ich ja wirklich das Menschenmögliche getan, um auf diesem vom Feinde entweihten Boden die Grundlage für die Fortexistenz zu zerstören.
Das erste Kapitel trägt tatsächlich die Überschrift „Erwachen in Deutschland“. Das kann man als gelungen Anspielung begreifen oder einfach nur geschmacklos finden. Auf den folgenden Seite schafft es Hitler in voller, ziemlich nach Benzin riechenden Uniform, bi zu einem Kiosk, dessen Besitzer ihn vorerst aufnimmt. Der mittellose Hitler, ganz der Realist, weiss, dass dies zumindest besser ist als das Männerwohnheim. Während der Kioskbesitzer davon überzeugt ist, einen besonders guten Schauspieler vor sich zu haben, begreift Hitler langsam, in welcher Welt er gelandet ist. Nach 37 Seiten war der Spuck für mich vorbei, so lange war die Leseprobe. Im Gegensatz zum zitierten Christoph Maria Herbst bin ich nicht davon überzeugt, dass „Er ist wieder da“ saukomisch ist. Nicht mal zum schmunzeln hat mich die Leseprobe gebracht. Dabei hätte man wohl aus dem Stoff und der Idee was anständiges machen können. Mit Alien wäre es besser gewesen, um den direkten Verweis nicht zu scheuen: „Adolf: Äch bin wieder da!“ von Walter Moers – so sieht es aus, wenn es gelungen ist.
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