Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Wer in Köln in der Südstadt wohnt, hat es nicht leicht. Die Nachwirkungen des Stadtachiv-Einsturzes sind noch immer zu spüren. Zusätzlich sollen die Anwohner der Severinstrasse noch für einen Teil der Umbaukosten aufkommen. Dabei bleibt die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr unverändert. Die Verzögerungen auf der gesamten geplanten neuen Stadtbahnstrecke sind bedingt durch den Einsturz, was soweit auch nachvollziehbar ist. Der Abschnitt zwischen Rodenkirchen und Südstadt wäre theoretisch befahrbar. Für die Bewohner des Stadtteils wäre das zumindest der Versuch einer Wiedergutmachung. Die politische Entscheidungen gehen aber derzeit in eine andere Richtung. SPD und CDU lehnen eine frühere Inbetriebnahme auf Grund der damit aus ihrer Sicht verbundenen höheren Kosten angesichts der angespannten Haushaltslage ab – am Rande sei hier erwähnt, dass die Mehrkosten von der KVB ohne den Stadthaushalt zu belasten getragen werden könnten. Der Koalitionspartner der SPD, die Grünen, befürwortet dagegen zusammen mit anderen Partei den vorzeitigen Einsatz von Bahnen auf der Teilstrecke. Soweit die Informationen, wie man sie aus dem Kölner Stadt-Anzeiger entnehmen konnte.

Interessant wird das Ganze, wenn man einen anderen Fall betrachtet. Laut KSTA hätten sich in letzter Zeit vermehrt Kunden der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) über Bahnen, die plötzlich von den Anzeigetafeln verschwinden, beschwert. Die KVB kommentiertet das mit dem Hinweis, die sie lediglich Verstärkerungszüge, die in den regulären Fahrplänen nicht auftauchen würden. Als technisch technikaffiner Mensch fragt man sich, warum es dann nicht möglich ist, diese Züge direkt von der Anzeigetafel auszublenden, statt sie anzeigen zu lassen. So was würde deutlich weniger Fahrgäste verwirren.

Eine ganz andere Erklärung lieferte dem KSTA ein bei der KVB beschäftigter Stadtbahnfahrer, der

Die KVB verfügt zurzeit schlichtweg über zu wenig Fahrpersonal, um die Verkehrsleistung vollständig zu erbringen.

Das betrifft, so der Fahrer, nicht nur die Verstärkerungszüge, sondern auch reguläre Bahnen. Ursache für fehlendes Personal seien unter anderem die Arbeitszeiten im Schichtdienst.
Es braucht etwas, bis man den Zusammenhang sieht. Die angespannte Haushaltslage als Hinderungsgrund für die Inbetriebnahme ist nur vorgeschoben. Tatsächlich hätte die KVB gar keine Fahrer für die Strecke. Die eingesetzten Bahnen zwischen Rodenkirchen und der Südstadt würde vermutlich am Bahnsteig stehen ohne jemals abzufahren. Eine andere Form von Geisterzügen. Dann doch lieber Züge, die man nicht sieht, weil sie nie kommen.

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