Der Immobilienmarkt in Köln ist, um es vorsichtig auszudrücken, angespannt. Was das für Mieter bedeutet, durfte ich schon selber erfahren. Da werden Wohnung an einer lauten Straßenkreuzung zu einem Preis vermietet, für den man in anderen Städten locker eine Reihenhaushälfte kaufen kann. Gut, Köln ist nicht, sagen wir mal, Bielefeld. Für die kulturelle Vielfalt muss man halt mehr zahlen, wird einem oft entgegnet. Komisch, die meisten würden dafür sicher ein entsprechendes Eintrittsgeld zum Beispiel bei einer Theateraufführung aufwenden. Was mein ehemaliger Vermieter jedoch mit der Kölner Oper zu tun hat, kann ich nicht nachvollziehen. Schwer vorstellbar, dass ein Teil seiner Mieteinnahmen in die Kulturförderung geflossen sind.
Um persönliche Schicksale soll es aber nur am Rande gehen. Zurück also zu den Miet- und Immobilienpreisen. Das man rechtsrheinisch günstiger wohnt, brauch nicht extra erwähnt zu werden. Nur völlig Ortsfremden muss man das mit der Schäl Sick erklären. Aber auch linksrheinisch kann man preiswerter wohnen. Je weiter man sich vom Stadtkern entfernt, desto billiger wird es – zumindest solange man nicht in Villen oder Promi-Vierteln leben möchte.
Je angesagter ein Viertel ist, desto ungünstiger entwickeln sich die Mietpreise. Dabei kann es auch schon mal passieren, dass ein früher gemiedenes Veedel plötzlich total in ist. So soll Ehrenfeld zum Beispiel stark im Kommen sein. Unabhängig davon gibt es in Köln, wie der Kölner Stadt-Anzeiger in seiner heutigen Ausgabe berichtet, zu wenig Wohnungen. Es wird auch deutlich zu wenig gebaut.
Mit dieser Situation kann man auf unterschiedliche Weise umgehen. Alles zubauen ohne Rücksicht auf Verluste ist dabei wohl die schlechteste Variante. Trotzdem gibt es durchaus Interessenvertreter in der Domstadt, die ernsthaft die Frage stellen, ob gewisse Kleingartenanlagen in der Stadt nicht besser einer Wohnfläche weichen sollen. Genau diese Art Mensch dürfte wohl keine Hemmungen haben, Bäume, Parks und Grünflächen zu opfern. Garantiert geht es auch nicht darum, einkommensschwachen Mietern günstigen Wohnraum zur Verfügung zu stellen, sondern dient der Gewinnsteigerung. Auf der Strecke bleibt dabei die Lebensqualität. Diese hängt eben auch von den Freiflächen ab.
Eine Stadt aus Beton ist nicht wünschenswert, sie muss atmen können. Dazu gehören eben auch Kleingartenanlagen. Auch wenn man diese spießig findet, erfüllen sie einen wichtigen Zweck. Sie lockern nicht nur das Stadtbild auf, sondern bieten Kindern ortsnah die Möglichkeit, Lebensmittel nicht nur im Supermarkt kennenzulernen. Die Wertschätzung für unsere Nahrung profitiert davon.
Eine Stadt, gerade in der Größe wie Köln, benötigt ein ganzheitliches Konzept. Immer wieder neues Bauland auszuweisen, ist zwar opportunistisch, führt dauerhaft jedoch in eine Sackgasse. Jeder Baum und jeder Garten in Köln leistet einen Beitrag zur Klimaverbesserung. Gerade an den heißen Tagen des Jahres bekommt das eine besondere Bedeutung. Das Grün sollte nicht einer Immobilienblase geopfert werden. Vielmehr müssen andere Lösungen gesucht werden, wie dem anhaltenden Bedarf gerecht werden kann. Nötig wäre ein Masterplan für die nächsten Jahrzehnte.