Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Es gibt nur wenige Momente, in denen mir Bundeskanzlerin Angela Merkel richtig sympathisch ist. Ihr Rücktritt nach der verlorenen Bundestagswahl 2013 gehört mit Sicherheit dazu, aber das ist aus heutiger Sicht noch Zukunftsmusik.

Eine ganz andere Musik dagegen wird in Bayreuth gespielt. Alljährlich versammelt sich dort alles, was sich in Deutschland und ein Wenig darüber hinaus für wichtig hält im Rahmen der Wagnerfestspiele – der mit der Musik, nicht mit der Pizza.

Jendenfalls, zu einem solchen Anlass präsentiert sich die gefühlte Prominenz schon mal gern im schicken Fummel. Wehe dem aber, der es von den Damen wagt, sein Kleid zum zweiten Mal (auf-)zutragen. Dann fällt die Presse von Boulevard bis seriös über die betreffende Person her und stellt schon mal die Frage:

Angela Merkel hat ein Abendkleid zweimal angezogen – Darf das eine Kanzlerin?
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger 27.Juli 2012, S. 14

Jede Zeitung, die einigermaßen ernst genommen werde möchte, müsste sich dafür eigentlich zutiefst schämen. Die Frage ist schlichtweg nicht nur überflüssig, sondern ausgesprochen dumm. Erstens hat es niemanden zu interessieren, was Angela Merkel wie oft trägt. Zweitens beweist die Bundeskanzlerin mit ihrem Verhalten Sparsamkeit und Selbstsicherheit. Nur Menschen, die über keine gefestigte Persönlichkeit verfügen, machen sich Gedanken darüber, ob sie ein Kleid oder Anzug zweimal tragen dürfen oder nicht.

Abgesehen davon und auch das rechne ich Angela Merkel hoch an, lässt sich die Bundeskanzlerin nicht von Modefirmen sponsern, sondern kauft ihre Kleidung selber.

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