Nennen wir es der Einfachheit halber einen heißen Sommertag. Mit etwas Pech der Einzige in diesem Jahr. Meckern über das Wetter ist die eine Sache – eine andere ist, sich ihm einfach hingeben zu können.
Seitdem DER CHEF und ich in unsere neuen Wohnung am Stellwerk 60 leben, bekommt so ein Tag ein ganz anderes Gewicht. Dank Sonnenschutz vor den Fenstern bleibt die Wohnung angenehm kühl. Am späten Nachmittag kann man dann die Tür zum Balkon aufmachen. Nicht nur, um frische Luft herein zu lassen, sondern einfach auch den Sommer auf dem Balkon in einer Stadt wie Köln schamlos zu genießen. Das habe ich nicht nur in den letzten zwei Jahren vermisst, sondern eigentlich schon viel Länger. Die letzet Wohnung in Bielfeld hatte im Gegensatz zu allen davor zwar einen Balkon (genau genommen einen sehr riesigen), aber mit direktem Blick auf die viel befahrene Detmolder Strasse.
Wenn ich in mich hinein blicke, dann sehe ich dort etwas, was ich zwanzig Jahre lang versucht habe zu verdrängen: ich bin im Grunde meines Herzens doch ein Landei. Brauche Ruhe und die Möglichkeit, bei so einem Wetter wie heute einfach draußen zu sein. In dieser Hinsicht bin ich auch selber Schuld. Früher habe ich den Garten zu Hause und alles was damit zusammen hängt, eher geringschätzig behandelt. Meine Mutter meinte damals, dass ich eines Tages dieses Zeit noch zu schätzen wüsste. Da ist mittlerweile angekommen, Mama!
Der Sommer im letzten Jahr in Köln war die Hölle. In einer Wohnung ohne Balkon, mit lauter Straße direkt vor Fenster, fühlte ich mich mehr als unglücklich. Gleichzeitig hatte ich aber dieses spezielle Gefühl, welches Bewohner von Großstätten mitunter erfasst. Die Möglichkeiten, die einem der Moloch bietet, möchte man trotz allem anderen nicht mehr hergeben.
Insofern ist das Leben hier im Stellwerk 60 ideal Die Großstadt in Reichweite, gleichzeitig aber eine Ruhe und Nachbarschaft wie auf dem Dorf. Mein Summer in the city. Und jetzt setzte ich mit einem fetten Eisbecher auf den Balkon und schaue dem ausklingenden Abend zu.
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