Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Es gab in meinem Leben einen sehr unrühmlichen Kontakt mit Whiskey, über den ich lieber den Mantel des Schweigens breite. Lange liegt das zurück, glücklicherweise. In der Zwischenzeit bin ich nicht nur älter, sondern auch erwachsen geworden – sagt man zumindest.

Mit den Jahren reifte auch das Bewusstsein hinsichtlich des richtigen Genusses von Whiskey. Wir alle machen Fehler, sogenannte Anfängerfehler. Das ist bei Whiskey die Phase, wo man ihn noch mit Eis trinkt. Zum Glück war es das Erste, was ich hinter mir gelassen habe. Danach hat sich Stück für Stück mein Geschmack verfeinert. Ich traue mir durchaus zu, einen billigen Whiskey von einem hochwertigen Tropfen unterscheiden zu können.

Angetan habe es mir vor allem Single Malt Scotch Whiskeys. Angefangen habe ich mit Glenfiddich, einem Whiskey der eher für den Massengeschmack taugt. Mir ist er mittlerweile deutlich zu weich. Stück für Stück habe ich mich weiter an Whiskey herangepirscht, der deutlich torfig schmeckt.

Am vergangen Samstag war ich dann zum ersten Mal in meinem Leben bei einem Whiskey Tasting unter dem Motto „Islay und Torf“, veranstaltet vom Cadenhead’s Whiskey Market in Köln. Nach dem ich erfahren hatte, was die Veranstaltung kostet, musste ich mich erstmal setzen. Sechzig Euro sind ein stolzer Preis. Um es gleich vorweg zu nehmen: das Geld war gut investiert, denn der Abend war ein Erlebnis in jeder Hinsicht.

Gekonnt moderierte uns Marc C. Glissmann kurzweilig durch den Abend, während wir in zwei Runden insgesamt 10 Whiskys probieren durften. Ein Tastingglas wird dabei mit 2cl gefüllt. Während der Einstieg mit einem Longrow from Springbank und 46% Alkoholgehalt noch recht harmlos war, steigerte sich das kurz vor Schluss auf 63,6 %. Die günstigste Flasche würde 65 Euro kosten, der Spitzenkandidat liegt bei 179 Euro. Da wird dann recht deutlich, warum so ein Tasting 60 Euro kosten darf.

Gelernt habe ich,dass die Stärke der Rauchigkeit in Parts Per Million (ppm) gemessen wird. Je höher der Wert, desto deutlicher der Torfgeschmack. Aus gutem Grund war der Whiskey mit dem höchsten Wert, 167ppm, der letzte den wir probierten. Octomore, auch ein Whiskey von der Insel Islay. Mein Favorit des Abends war leider der Port Ellen von 1982. Die Destille wurde 1983 endgültig geschlossen. Auch aus diesem Grund kostet die Flasche 179 Euro. Der Whiskey ist allerdings jeden Cent wert. Ihn auf der Zunge zu gehabt zu haben, war ein großartiges Gefühl – und ein umwerfender Genuss.

Keine Überraschung war der zweite Platz für mich, ein 13 Jahre alter Laphroaig. Seinen jüngeren Bruder trinke ich seit ein paar Jahren schon gerne. Interessant war auch von Marc Glissmann zu erfahren, wie sich die unterschiedlichen Fässer auf den Whiskey auswirken. Ein Sherry-Fass dämpft die Rauchigkeit, während ein Bourbon-Fass die Rauchnote verstärkt. Das Alter wirkt sich auch auf die Rauchigkeit aus, denn mit den Jahren verliert der Whiskey den Rauchgeschmack und wird milder.

Am Ende des Abends hatte ich viel gelernt und nicht mindert viel getrunken. Statt eines Katers überfiel mich in der Nacht von Samstag auf Sonntag jedoch etwas anderes. Wer Knoblauch isst, kennt wahrscheinlich das Phänomen der Ausdünstung. Im meinen Fall war es jedoch kein Knoblauch, sondern Torf. Man bekommt eine Ahnung davon, wie sich eine Moorleiche fühlt.

2 Kommentare

    1. Sehr schöner Artikel – da wäre ich auch gern dabei gewesen.
      Aber bei all dem leckeren Whisky: bei Schotten ohne „e“!!!

      Gruß
      Matthias

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