Gestern in der Bahn sah ich eine junge Frau mit einem Riegel, auf dessen Verpackung „laktosefrei“ stand. Zufällig las ich dann abends noch den Artikel „Spiel mit der Angst“ bei Zeit online, der sich auch mit Thema auseinandersetzte.
Bei REWE liegen derzeit zudem Prospekte (das Bild stammt vom Cover) aus, in dem es um gluten- und laktosefreie Lebensmittel geht. Grundsätzlich bin ich beim Thema Milch gespalten. Die Ursache dafür liegt etwas weiter zurück und stammt aus Zeit, als ich mich mit alternativen Ernährungsformen, unter anderem auch mit der Instinctotherapie, beschäftigt habe. Während ich vor dem Experiment mit Rohkost noch kein Problem mit Milch direkt vom Bauern hatte, sah das danach anders aus. Nicht nur, weil ich davon überzeugt war und bin, dass Milch ein Genuss- und kein Lebensmittel ist. Als Kind konnte ich, wie wohl die meisten Menschen in Europa, ohne Probleme ein Glas frischer, kalter Milch trinken. Ob das heute geht, möchte ich gar nicht erst ausprobieren. Allein schon der Geruch lässt mich zurückschrecken.
Trotzdem bin ich mir sicher, keine Laktoseintoleranz zu haben. Milch (in der ESL-Variante) kommt bei mir ins Müsli und in den Kaffee – wobei ich überwiegend Tee trinke und Müsli mit Yoghurt spannender finde. Auf der anderen Seite esse ich Käse ziemlich gerne. Und hier kommen wir auch zu einem spannenden Punkt (auch für Vegetarier). Viele Käsesorten benötigen bei der Herstellung Lab, welches aus den Mägen von Kälbern gewonnen wird. Bedingt durch das Verfahren wird der Ausgangsstoff weiterverarbeitet, man könnte auch von „weiterverdaut“ sprechen. Käse ist demnach verträglich als Milch. Das ist auch meine ganz persönliche Erfahrung. Kommen wir aber noch mal zurück zu den Kälbern. Milch, und das sollte man sich klar machen, erfüllt einen ganz bestimmten Zweck. Sie dient der Aufzucht von Kälbern und ihre Zusammensetzung ist entsprechend genau für diese geeignet. Nicht für Menschen. „Das Beste aus Milch“ wäre entsprechend für Menschen hauptsächlich das darin enthaltene Wasser.
Das erstmal vorab. Kommen wir jetzt auf das zurück, was ich in der Einleitung erwähnt habe. Den Riegel, frei von Laktose, die Werbung für laktosefreie Produkte und laktosesfreies Wasser – ach so, letzteres gibt es noch nicht, würde mich aber auch nicht wundern, wenn jemand auf die Idee kommen würde, ein solches Produkt zu verkaufen. Wasser ohne Laktose ist natürlich völliger Blödsinn. Das trifft leider wohl auch auf einen großen Teil der als „laktosefrei“ angebotenen Produkte zu. Reine Geschäftemacherei, so der Tenor der Zeit, wenn Produkte zum Teil zum doppelten Preis verkauft werden, die an sich schon eine geringen Laktoseanteil aufweisen.
Je nach dem, welche Statistik man zu Grunde legt, liegt eine echte Laktoseintolleranz bei 15 bis 20 Prozent aller Menschen in Deutschland vor. Beim großen Rest derjenigen, die sich laktosefrei ernähren wollen, ist es mehr ein Bauchgefühl. Mein Psychologiedozent meinte zum Thema „Bauchgefühl“, dass das höchstens vom Mensa-Essen stammt. Für Entscheidungen sei nach wie vor das Gehirn zuständig. Und solches müsste dazu raten, statt es mit einer Form von Selbstmedikation zu versuchen, besser zum Hausarzt zu gehen und sich untersuchen zu lassen, ob man wirklich ein Problem mit Laktose hat oder nicht andere Ursachen in Frage kommen.
2 Kommentare
Ich persönlich habe da eine eigene Theorie. Man ist in den westlichen Ländern dem Trend hinterher das alles was weniger fett hat gesünder sei, was an sich so nicht richtig ist (siehe u.a. hier http://youtu.be/FSeSTq-N4U4), aber das ist ein anderes Thema.
Mir ist aufgefallen, dass die Muilchprodukte die weniger fett gleichzeitig auch mehr Milchzucker (Laktose) beinhalten: z. B. Joghurt aus Aldi mit 3,5% Fett hat 5,3% Milchzucker und der Joghurt mit 10%, so wie der Quark mit 10% haben jeweils nur 3,2% Milchzucker.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass es für viele Menschen angenehmer wäre wenn sie fettigeren Milchprodukte nehmen würden, da dort weniger Laktose ist … mal davon abgesehen, dass sie besser schmecken. :-)
Das mit dem Trend zu den „fettarmen“ Produkten sehe ich ähnlich. Was mich in dem Zusammenhang auch aufregt, ist die Propaganda (so muss man es leider wirklich bezeichnen) für Margarine. Es reicht bereits, sich durchzulesen, was da an Inhaltsstoffen enthalten ist um mit gesundem Menschenverstand zu Einsicht zu gelangen, dass Butter einfach nur gesünder sein kann (in Maßen natürlich, wie bei vielen Dingen).
Fettigere Produkte: die schmecken in der Regel einfach auch deshalb besser, weil Fett ein Geschmacksträger ist.
Insgesamt führt das zu dem Punkt, wo man wieder zurück zu unveränderten Lebensmitteln gehen sollte. Urgeschmack.