Nach dem in den letzten Tagen fast überall im Netzt darüber berichtet wurde, habe auch ich mir heute morgen mal Google Currents angesehen. Sieht ganz nett aus, selbst auf dem iPhone. Der Sinn, RSS-Feeds, die abonniert man hat, darüber zu lesen, hat sich mir jedoch noch nicht ganz erschlossen.
Ein Ersatz für Dienste wie Read it later wird Google Currents vorerst auch nicht sein, denn die Anzeige bei Google Currents basiert auf dem, was der Feed zur Verfügung stellt. Das ist zum Beispiel bei der Zeit Online nur ein Teaser des Artikels. Wenn ich den Artikel über Read it later auf dem iPhone oder iPad lesen möchte, habe ich dagegen in der Regel den vollständigen Artikel.
Viel spannender als fertig zusammen gestelltes finde ich jedoch die Möglichkeiten, über Currents Producer (Danke an caschy für seinen Bericht) sich eine eigene Edition zu erstellen. In der Rolle eines „Verlegers“ erstellt man darüber sein eigenes Online-„Magazin“ aus unterschiedlichen Quellen zusammen. Video, Bilder, Texte oder RSS-Feeds können gemischt, angeordnete und bearbeitet werden. Gerade die Letzte Option dürfte für die Diskussion um das Urheberrecht weiter befeuern.
Im Bereich „Manage articles“ lässt sich jeder einzelne Artikel bearbeiten. Nicht nur Titel und Autor können neu definiert werden, sondern innerhalb des Feldes „Body“ kann munter der gesamte Texte bearbeitet werden – selbst solcher, der über einen RSS-Feed bezogen wird. Das dürfte die Debatte um das Leistungsschutzrecht befeuern, wenn auf diese Weise Artikel neu verwertet werden können. Für mich als Blogger stellt sich künftig die Frage, ob ich noch ernsthaft einen ungekürzten Feed wie bisher anbieten soll – der freundliche Hinweise am Ende kann mittels Currents Producer leicht entfernt werden. Vielleicht führt das bei dem einen oder der anderen auch dazu, sich Gedanken über Urheberrechte zu machen – aber das nur am Rande.
Vor der Veröffentlichung muss mittels „Veriffy content ownership“ die Urheberschaft der extern eingebundenen Quellen über die Google Webmaster Tools bestätigt werden. Eine Edition lässt sich zwar auch ohne diese Bestätigung veröffentlichen, aber in diesem Fall sollen laut Google die entsprechenden Inhalte nicht öffentlich sichtbar sein. Merkwürdigerweise besteht dieser Mechanismus nicht bei Video- und Bildinhalten. Da lässt sich fleißig anderswo bedienen.
Die von Google vorgesehene Sperre bei Textinhalten schränkt einerseits den Nutzen einer eigene Edition ein – was macht es für einen Sinn, einen mobile Version seiner eigenen Webseite über Google zu produzieren, wenn sich dies besser durch ein entsprechendes HTML-Template lösen lässt? Webseiten übergreifende Editionen sind durch die Verifikation für den normalen Anwender ausgeschlossen. Wer sich jedoch etwas auskennt, kann die Sperre mühelos umgehen.
Die Nutzungsbedingungen von Currents sollte man sich auf jeden Fall sorgfältig durchlesen;
Use of Content. Publisher hereby requests and authorizes Google to: (i) store and host the Authorized Content on servers managed by Google; (ii) index the Authorized Content; (iii) display the Authorized Content in Search Results; (iv) use, copy, and modify the Authorized Content as necessary to make the Authorized Content available through the Currents Service worldwide;
Selbst wenn man nur den eigene Blog publiziert, räumt man Google das Recht ein, Inhalte zu verwenden, zu kopieren und zu verändern. Bei Urheberrechtsverletzungen besteht, soweit ich das verstanden habe, lediglich eine Opt-Out Möglichkeit.
Die Schaltung von Werbeanzeigen wird künftig auch spannend:
d. Advertising. Google shall, in its sole discretion, determine the amount of space in a Currents Edition distributed and displayed to end users through the Currents Service on which advertisements („Ads“) may be served and the permitted formats of Ads.
Bisher findet sich in Currents Producer noch keiner der sogenannten Ads slots. Mindestens 30 Prozent Werbung darf eine Edition künftig enthalten. In welcher Weise man als „Publisher“ einer Edition darauf Einfluss hat und ob man an den Anzeigen mitverdient, macht Google derzeit noch nicht deutlich.
2 Kommentare
Ich nutze ja gerne Flipboard, um durch manche Publikationen zu stöbern. Guardian, Salon und Konsorten kann man da wunderbar durchblättern und bei Interesse die Artikel schnell an Read It Later schicken. So geht einem auch der Lesestoff für die Bahnfahrt nicht aus. Und ich krieg so immer genug für die Lesestoff-Artikel aufm Blog zusammen…
Genau dafür nutze ich Read it later auch :-) Super praktisch in der Bahn. hat für mich auch komplett mein Leseverhalten verändert. RSS-Feeds scanne ich nur noch schnell durch, um interessantes ans Read it later zu schicken.