Auf dem Land, wo ich groß geworden bin, gab es selbstverständlich auch Schützenfest. Für mich war das Schützenfest schon damals der Inbegriff von Spießigkeit. Freiwillig einer Schützenbruderschaft beizutreten, kann ich mir bis heute nicht vorstellen.
Aber das ist meine ganz persönliche Sichtweise. Es gibt durchaus Menschen, die es aus Gründen, die ich nicht nachvollziehen kann, in einen Schützenverein treibt. Das sich Homosexuelle unbedingt einbringen wollen, geht in Ordnung, auch wenn ich es etwas komisch finden. Wenn man doch weiss, dass dort Denkmuster aus dem letzten Jahrhundert unter dem Deckmantel der Tradition gepflegt werden, verzichtet man doch lieber dankend auf so einen Verein.
Das es gerade im Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften Widerstände gegen Homosexuelle in den eigenen Reihen gibt, wundert mich nicht. Das dort auch ganz offen gesagt wird, man pflege ein traditionelles Rollenbild, zum dem auch gehört, dass ein schwuler Schützenkönig eben nicht seinen Partner zur Königin machen darf, ist auch keine besonders große Überraschung.
Zwar heisst es von offizieller Seite, dass man keine Homosexuellen diskriminiere. Dennoch zieht man es vor, wenn sie sich im Hintergrund halten. Und genau das ist nicht in Ordnung. Verbundenheit zur katholischen Kirche ist aus meiner Sicht nur eine Ausrede, um die eigene Homophobie zu kaschieren. Das sogenannte Verbot wird hoffentlich nicht nur überprüft, sondern zurück genommen. Bei Uneinsichtigkeit notfalls auch mit Hilfe von Zwangsmaßnahmen. Das in unserem Land anders denkende, glaubende oder liebende Menschen diskriminiert werden, hat sicherlich auch Tradition. Nur ist das eine, der man sich offensiv entgegenstellen muss.
Der Hinweis auf persönliche Freiheit greift dann nicht, wenn diese Freiheit dazu genutzt wird, andere zu diskriminieren oder auszugrenzen. Wenn ein Verein oder eine Organisation in Deutschland Menschen diskriminiert, ist die Überprüfung der staatlichen Förderung geboten – das gilt im Übrigen auch für die katholische Kirche.