Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Vielleicht bin ich ja auch einfach auch nur dumm und erkenne deshalb nicht, warum „Goethe ruft an“ des Autors Johan von Düffel ein Meisterwerk ist. Aus meiner Sicht, um mal zu Abwechslung mit dem Fazit zu beginnen, ist es ein furchtbar schlecht geschriebenes Buch.

Sicher ist mir hier und da der Versuch einer feinen Ironie aufgefallen. Auch die Überheblichkeit gegen über dem, was in „Creative Writing“ gelehrt wird, ist mir nicht verborgen geblieben. Der Roman ist ist in keiner Weise unterhaltsam. Denn bei aller Diskussion um Leichtschreiben, Leuchtschreiben und Tiefschreiben kommt eins viel zu kurz. Das Leichtlesen. Denn es geht vor allem um die Leser – nicht um die Autoren. Johan von Düffel scheint das aber herzlich egal zu sein. Sein Roman ist ein Beleg dafür, wie man gezielt am Leser vorschreiben kann und das Werk mit Applaus aus dem Feuilleton auch noch Literatur nennen darf.

Sätze, in denen sich Komma an Komma reiht und die über zwei Seiten und mehr gehen, sind nicht rasant. Sie sind einfach nur furchtbar. Es bereit kein Vergnügen, ein solches Buch zu lesen. Wenn ich mich quälen will, dann gehe ich ins Fitness-Studio.

Meike Fessmann stellte in der der Süddeutsche Zeitung am 05.11.2011 folgendes fest:

Ein großer Teil des Romans besteht aus Dialogen und der Nachahmung überzeichneter Sprechweisen.

Leider ist das nur die halbe Wahrheit, denn die Dialoge bestehen nicht aus wörtlicher Rede, sondern der Ich-Erzähler berichtet dem Leser, was diese oder jene Figur gesagt hat. Das liest sich sperrig und entwickelt keinerlei Charme.

Die Frage ist auch, ob diese Art des Schreibens nicht allein dem Zweck dient, den Roman auf eine Länge 311 Seite aufzupusten. Für einen solchen Umfang reicht die Idee nicht aus. Auch wenn ich „Möchtegern“ nicht für ein besonders starkes Buch halte, so würde ich es im direkten Vergleich mit „Goethe ruft an“ auf jeden Fall vorziehen. Es ist einfach erheblich lebendiger geschrieben – und die Thematik ziemlich ähnlich. Wenn Johan von Düffel, nein Goethe, anruft, sollte man daher einfach auflegen.

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